(Quelle: stock.adobe.com/Bibelmuseum Münster/Bernd Drescher)

Wie das "s" den Unterschied macht

Nachrichten | 28.12.2023

Unser Ausstellungstipp zwischen den Jahren: Die weihnachtliche Bibelausstellung im Bibelmuseum der Universität Münster thematisiert die Bibel als den Grund und Ursprung des christlichen Glaubens. Noch bis Anfang Februar können sich Besucherinnen und Besucher über verschiedene Handschriften, Traditionen und die Bibel im Wandel der Zeit  informieren und die Entwicklung über die Jahrhunderte bestaunen. 

Den Menschen „ein Wohlgefallen“? Oder den Menschen „seines Wohlgefallens“? - Ein kleines „s“ kann manchmal einen großen Unterschied machen, wie in der diesjährigen Weihnachtsausstellung Jesu Geburt des Bibelmuseums der Universität Münster zu sehen ist.

 

Gebetsbank mit Verzierungen in Form von Weinblättern. Aufgeschlagene Gebets- und Gesangsbücher mit Weihnachtsliedern. (Foto:Bibelmuseum Münster)

 

Das bekannte Zitat aus dem Lukasevangelium wurde jahrhundertelang verfälscht verwendet. In einer griechischen Handschrift aus dem 12. Jahrhundert entdeckten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Neutestamentliche Textforschung (INTF), dass das nachträglich „s“ ausradiert wurde. 

Handschriften gehen verloren oder werden wiedergefunden

Die besagte Handschrift ist Teil der Ausstellung, die die Weihnachtsgeschichte in einen wissenschaftlichen Zusammenhang einbettet. Hier wird anhand einer Tontafel, eines Steins vom Turmbau zu Babel und griechischen Handschriften die Entstehung der Bibel beleuchtet.

Von dem ersten gedruckten griechischen Neuen Testament, dem „Novum Instrumentum Omne“ von Erasmus von Rotterdam aus dem Jahr 1516 bis zur neuesten Ausgabe der vorrangig in Münster entstandenen Ausgabe der „Editio Critica Maior“ von 2021 werden die Stationen der Geschichte der Textforschung am Neuen Testament gezeigt.

 

Steinrelief mit Darstellung der Heiligen Familie, beleuchtet durch ein Lichtbuch. (Foto: Bernd Drescher)

 

Die Bibel ist ein von Menschen verfasstes und geschriebenes Buch

Sie machen deutlich, dass es sich bei der Bibel und damit bei der Weihnachtsgeschichte um ein von Menschen verfasstes Werk handelt, das immer neuen Interpretationen und Veränderungen unterliegt.

Martin Luther war Anfang des 16. Jahrhunderts der erste, der auf Grundlage des griechischen Texts eine deutsche, für alle verständliche Übersetzung des Neuen Testaments erstellte. Doch bereits vor Luther gab es die Bibel auf Deutsch. So kann in der Ausstellung auch das älteste bekannte Bibelfragment auf Deutsch aus dem 14. Jahrhundert betrachtet werden.

Der Streit um den Ablasshandel führte schließlich zur Kirchenspaltung

Ein Schwerpunkt der Weihnachtsausstellung liegt auf dem Ablasshandel. Zu sehen sind zwei ganz neue Exponate, ein so genanntes Ablassprivileg von 1496, mit dem die Einziehung von Ablassgeldern genehmigt wurde, und ein moderner Ablassbrief aus den 1950er Jahren. Luthers Zweifel an dieser Praktik führten zur Reformation, zur Gründung der protestantischen Kirche und zu kriegerischen Auseinandersetzungen. 

 

Gold, Weihrauch und Myrrhe: Geschenke der Hl. Drei Könige. (Foto: Bibelmuseum Münster) 

 

Mit Weihnachten im engeren Sinne beschäftigen sich drei Themenbereiche der Ausstellung. Bilder aus verschiedenen Bibeln, zum Beispiel die von Matthäus Merian illustrierte „Icones Biblicae“ von 1625. Eine Ikone aus dem 18. Jahrhundert und der Comic „Helden der Bibel“ aus dem Jahr 2016 zeigen, wie sich die Vorstellung vom Geschehen rund um Jesu Geburt verändert hat.

Wo kommt eigentlich der Adventskalender her? 

Viele heute liebgewonnene Traditionen wie Adventskalender, Adventskranz oder Weihnachtsbaum sind trotz zunehmender Säkularisierung fester Bestandteil des Weihnachtsfestes. Die beiden Ersteren haben übrigens denselben Schöpfer, nämlich den Theologen und Sozialreformer Johann Hinrich Wichern, der für die Jungen in seinem Hamburger Waisenhaus einen großen Kranz mit 24 Kerzen aufstellte, um ihnen die Wartezeit zu verkürzen.

Nicht zu kurz kommt auch der musikalische Aspekt von Weihnachten mit Bildern und Exponaten bis hin zu Komponisten volkstümlicher Weihnachtslieder, wie beispielsweise Paul Gerhardt, dem wichtigsten deutschsprachigen Kirchenlieddichter. Zwei Messbücher aus dem 15. und 21. Jahrhundert ergänzen diesen Themenbereich.

Wunschweihnachtsbaum im Bibelmuseum mit einigen Wünschen der Besucherinnen und Besucher. (Foto: Bibelmuseum Münster)

 

Playmobil und Bildung für Kinder 

Ein umfangreiches Programm für Kinder und öffentliche Führungen an jedem Sonntag um 15 Uhr vertiefen und verknüpfen die Eindrücke, die die Exponate vermitteln. So steht eine moderne Playmobil-Krippe nicht für sich, sondern wird von einem Druck der so genannten „Schmalkaldischen Artikel“ Luthers von 1537 flankiert. 

Bibelmuseum Münster

 

 

Weitere Informationen: 

Öffnungzeiten, Besuchszeiten und Eintrittspreise - hier erhalten Sie weitere Informationen zur weihnachtlichen Bibelausstellung: https://www.uni-muenster.de/Bibelmuseum/

Gerne können Sie auch Führungen kostenlos buchen. 

(ck)

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