Schöpfung des Urknalls?

Buchvorstellung - 25.07.2016


Ulrich Lüke
Als Anfang schuf Gott … den Urknall
3x7 Zusagen des Glaubens


Paderborn: Bonifatius Verlag 2016
124 Seiten m. farb. Abb., 9.90 €
ISBN 978-3-89710-668-0


Das Bändchen aus der Reihe „3 x 7  Zusagen des Glaubens“ bietet 21 Texte aus dem Themenbereich Theologie – Frömmigkeit – Naturwissenschaft – Kultur, kombiniert mit Fotos. Von diesem Format erwartet man keine breit angelegten Studien, sondern pointierte Formulierungen, die nichts desto weniger wohl fundiert sein können. An diesem Anspruch gemessen gelingt Ulrich Lüke erstaunlich viel. Er kennt sich aus in der Kosmologie, in der Theologie sowieso, weiß passende Texte einzubeziehen, darunter weniger bekannte Gedichte wie die „Morgenwanderung“ von Emanuel Geibel. Die Fotos, die im Buch ohne jede Erklärung abgedruckt sind, stehen manchmal in erkennbarem Zusammenhang zu den Texten, manchmal erscheinen sie als Dekoration.

Lüke testet Dialogchancen aus, sucht Brückenschläge zwischen verschiedenen Herangehensweisen an die Wirklichkeit. Er hält einer Naturwissenschaft mit Alleinvertretungsanspruch für die Wahrheit vor, dass sie sich an entscheidenden Stellen auf den Zufall beruft, ohne sagen zu können, was das ist. Er kritisiert den Vatikan, der mit der Vergabe des Medizin-Nobelpreises für die Entwicklung der In-Vitro-Fertilisation nicht einverstanden war. Er weist eine Theologie zurück, die sich über die Frömmigkeit erhaben fühlt, und führt die naive Utopie des „Transhumanismus“ ad absurdum – ebenso wie andere „Ersatzreligionen“.

Das Buch greift einerseits auf Texte und Ideen zurück, die oft zitiert werden und die man kennt – „Habe nun, ach,…“, arbeitet anderseits Äußerungen ein, die schneller vergessen worden wären, wenn sie nicht in dieses Buch Eingang gefunden hätten, zum Beispiel einen Rundfunkbeitrag von Norbert Bolz: „Denken ist nicht das Gegenteil des Glaubens, denn man denkt immer im Rahmen des Glaubens. Nicht du hast den Glauben, sondern der Glaube hat dich.“ Und es gibt Fragen und Aussagen, die ich so noch nirgendwo anders gelesen habe, und die zum Nachdenken anregen; einige Kostproben: „Gibt es nicht doch so etwas wie eine Evolution der Offenbarung?“ - „Karfreitag und Ostern sagen mir: Sterben geht zu weit. Aber das Leben geht weiter.“ - „Was der Begriff des Raums für den Ort ist, ist der Begriff der Ewigkeit für die Zeit.“ - „Wer mehr glaubt, als er weiß, weiß mehr, als er glaubt.“

Lehrer können das Büchlein als Fundgrube für Texte zur Verwendung im Unterricht oder bei Kursarbeiten benutzen. Es könnte sich auch lohnen, das Buch nach dem Rat der Editoren in Form von „täglichen Impulsen für drei Wochen“  abschnittsweise zu lesen.


Karl Vörckel