Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung/ Antonio Pitta
Gleichnisse der Barmherzigkeit
Jubiläum der Barmherzigkeit 2015-2016
Ostfildern: Schwabenverlag 2015
96 Seiten, 8.99 €
ISBN 978-3-7966-1682-2
In der zur Ausrufung des Heiligen Jahres veröffentlichten Bulle „Misericordiae Vultus“ verdeutlicht Papst Franziskus: „In den Gleichnissen, die von der Barmherzigkeit handeln, offenbart Jesus die Natur Gottes als die eines Vaters, der nie aufgibt, bevor er nicht mit Mitleid und Barmherzigkeit die Sünde vergeben und die Ablehnung überwunden hat. Wir kennen von diesen Bildreden drei ganz besonders: die Gleichnisse vom verlorenen Schaf und von der wiedergefundenen Drachme und das vom Vater und seinen beiden Söhnen (vgl. Lk 15,1-32). In diesen Gleichnissen wird besonders die Freude des Vaters im Moment der Vergebung betont. Darin finden wir den Kern des Evangeliums und unseres Glaubens, denn die Barmherzigkeit wird als die Kraft vorgestellt, die alles besiegt, die die Herzen mit Liebe erfüllt und die tröstet durch Vergebung.“
Der Aufgabe, die Botschaft der göttlichen Barmherzigkeit in einer Auswahl von Gleichnissen zu erschließen, wendet sich Msgr. Antonio Pitta, Ordinarius für die Exegese des Neuen Testaments an der Päpstlichen Lateranuniversität in Rom zu. Ihm geht es nicht darum, einen Überblick über die wissenschaftlichen Positionen zu einzelnen Perikopen vorzulegen, seine Absicht ist es, ihren Gehalt für die Seelsorge zu erschließen. Die Abhandlung für den Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung verzichtet deshalb darauf, Verweise auf die einschlägige Literatur zu geben, ist aber ganz vor dem Hintergrund des umfangreichen wissenschaftlichen Schrifttums Pittas zur Bibeltheologie zu lesen.
In einer Einführung ins Thema zeigt der Autor auf, welche Gleichnisse gemeint sind und wem die Botschaft der Barmherzigkeit gilt. Dann legt er die zuvor begründete Auswahl in der Art eines geistlichen Kommentars aus: „Wem viel vergeben wird, liebt viel: Die zwei Schuldner eines Gläubigers“ (Lk 7,36-50), „Das Mitleid des Fremden: Der barmherzige Samariter“ (Lk 10,25-37), „Auf der Suche nach dem Schaf und der Drachme, die verloren waren und wiedergefunden wurden“ (Lk 15,1-7), „Überreiches Mitleid: Der barmherzige Vater“ (Lk 15,11-32), „Das Gegenteil von Barmherzigkeit: Der namenlose Reiche und der arme Lazarus“ (Lk 16,19-31), „Wie kann man Gottes Herz ändern? Der Richter und die Witwe“ (Lk 18,1-8), und „Wer wird von Gott gerechtfertigt? Der Pharisäer und der Zöllner im Tempel“ (Lk 18,9-14).
Welche unterschiedlichen Gesichter der Barmherzigkeit in den Gleichnissen verborgen sind, auf welchen Wegen die Barmherzigkeit Menschen selbst in vermeintlich völlig verfahrenen Situationen zu erreichen vermag, stellt Pitta in einer sprachlich äußerst ansprechenden Weise dar. Das knapp hundertseitige Buch sei gerade auch Religionslehrerinnen und Religionslehren empfohlen, in deren Berufsleben die innere Offenheit für Barmherzigkeit im Zusammenleben der Schulgemeinschaft von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist, sowohl in Bezug auf die Kinder und Jugendlichen (und deren Eltern) als auch in Blick auf das Lehrerkollegium.
Der Päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung hat zum Jubiläum der Barmherzigkeit 2015/2016 eine achtteilige Schriftenreihe veröffentlicht. Namhafte Theologen haben unterschiedliche Zugangswege zum Verständnis der göttlichen Barmherzigkeit herausgearbeitet. Die anderen Bände sind hier zu finden.
Barbara Wieland