Barmherzigkeit: Psalmen

Buchvorstellung - 18.06.2016


Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung/
Sebastiano Pinto
Psalmen der Barmherzigkeit

Jubiläum der Barmherzigkeit 2015-2016

 

Ostfildern: Schwabenverlag 2015
96 Seiten, 8.99 €
ISBN 978-3-7966-1681-5
 

In seinem Schreiben „Misericordiae Vultus“ zur Ankündigung des Heiligen Jahres regt Papst Franziskus an, sich dem Gottesbild, wie es in den Psalmen aufscheint, zu öffnen: „Mit dem Wortpaar »geduldig und barmherzig« wird im Alten Testament häufig die Natur Gottes beschrieben. Seine Barmherzigkeit zeigt sich konkret in vielen Momenten der Heilsgeschichte, wo seine Güte letztlich über Strafe und Zerstörung siegt. Besonders die Psalmen bringen diese Größe im Handeln Gottes zum Ausdruck. Er ist es, »der dir all deine Schuld vergibt und all deine Gebrechen heilt, der dein Leben vor dem Untergang rettet und dich mit Huld und Erbarmen krönt« (Ps 103,3-4).“

Sebastiano Pinto, Professor für Alttestamentliche Exegese an der Theologischen Fakultät der Universität von Apulien in Bari (Italien) hat ein knapp hundertseitiges Buch vorgelegt, in dem er zehn Psalmen, die er als „Psalmen der Barmherzigkeit“ identifiziert, für einen breiteren Leserkreis auslegt: Ps 25, Ps 41, Ps 43, Ps 44, Ps 51, Ps 57, Ps 92, Ps 103, Ps 119 und Ps 136. Diesen voran stellt er eine kurze, allgemeine Einführung in den Psalter.

Ob sich das Buch tatsächlich als „pastorales Hilfsmittel“ eignet, „das dem Gebet und der Besinnung der Pilger dient“, wie Erzbischof Rino Fisicella, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung, in seinem Geleitwort schreibt (S. 5), darf bezweifelt werden. Vom Aufbau erinnert der vorliegende Text weniger an eine geistliche Einführung in den Gehalt der genannten Psalmen als an einen kurzgefassten Psalmenkommentar. Als solcher bleibt er notwendiger Weise hinter einem wissenschaftlichen Anspruch zurück: Textgrundlage ist einzig die deutschsprachige „Einheitsübersetzung“ der Bibel, es sind keine Verweise auf die verwendete Literatur gegeben (auch nicht summarisch in einer Literaturliste) und zu oft erschließen sich die Aussagen des Autors nur mit einem erheblichen bibeltheologischen Hintergrundwissen, z.B. „Die emblematischste Erfahrung von Gottes Schweigen in der ganzen Bibel ist sicher die Erfahrung Ijobs“ (S. 36). So enden die Darlegungen auch ohne jedes abschließendes Wort einfach mit Anmerkungen zu Ps 136, Vers 26.

Wer sich als Theologe den exegetischen Forschungsergebnissen zuwenden möchte, ist besser beraten, einen der neu(er)en Psalmenkommentare zur Hand zu nehmen, z.B. den Standardkommentar „Die neue Echter Bibel“ Bde. 29, 40, 41 (1993-2012). Wer sich allerdings als Vorbereitung auf eine Pilgerfahrt im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit Psalmen geistlich erschließen möchte, wird eher auf eines der homiletisch bzw. meditativ oder spirituell ausgerichteten Betrachtungsbücher, z.B. des Matthias-Grünewald-Verlags, des Verlags des Katholischen Bibelwerks oder des Vier-Türme-Verlags zurückgreifen.

Der Päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung hat zum Jubiläum der Barmherzigkeit 2015/2016 eine achtteilige Schriftenreihe veröffentlicht. Namhafte Theologen haben unterschiedliche Zugangswege zum Verständnis der göttlichen Barmherzigkeit herausgearbeitet. Die anderen Bände sind hier zu finden.


Barbara Wieland