Flüchtlinge erleben die Adventszeit in Deutschland

Buchvorstellung - 15.11.2015



Matthias Morgenroth/ Manfred Tophoven
Fröhliche Weihnachten, Yara!
Eine Adventskalendergeschichte über Freundschaft und Toleranz

 

Lahr: Verlag Ernst Kaufmann 2015
96 Seiten, 12.95 €
ISBN 978-3-7806-2982-1

 

Seit dem Sommer 2015 bewegt ganz Deutschland eine große Aufgabe: Flüchtlinge aufzunehmen, ihnen ein Dach über dem Kopf zu schaffen, für Kleidung, Essen, Deutschkurse und Schulunterricht der Kinder zu sorgen. Jetzt steht das Weihnachtsfest vor der Tür. Äußere Kennzeichen säkularer Festlichkeit sind schon seit Anfang November in den Einkaufszentren zu sehen: Bäume geformt aus Weihnachtskugeln und Glitzer, rotnasige Elche, bärtige Weihnachtsmänner und viel Kunstschnee. Kinder und Erwachsene bleiben davon nicht unbeeindruckt. Aber was hat das mit dem Advent, dem Weihnachtsfest und mit der Situation der Flüchtlinge zu tun? Was ist eigentlich geboten in einer solchen Zeit?

 

Diesen Gedanken greifen Matthias Morgenroth und Manfred Tophoven in ihrer Adventskalendergeschichte, die sich an Kinder im Grundschulalter richtet, auf. Die Geschwister Klara und Maxi und deren Freunde Jonas und Luisa leben in einem Ort, in den Flüchtlingskinder mit ihren Familien gezogen sind. Für vier von ihnen haben sie bei einer Geschenkaktion Zettel gezogen, um ihnen an Weihnachten eine Freude zu bereiten. Doch Yara, Kian, Sami und Aylin sind Muslime, sie stammen aus Syrien und dem Irak. Die Kinder kennen sich untereinander noch nicht und so stellt sich die Frage: Was könnte ihnen denn wirklich Freude bereiten, ihnen, die Weihnachten doch gar nicht feiern?

 

Bald darauf lernen sie sie in der Schule kennen und besuchen sie auch dort, wo sie nun leben: die einen mit ihrem Onkel, die anderen mit ihren Eltern, alle in ganz einfachen Verhältnissen einer Flüchtlingsunterkunft. In der in 24 Abschnitte eingeteilten Erzählung erfahren die deutschen Kinder viel vom Schicksal der syrischen Kinder, machen sich Gedanken darüber, was es heißt, zu fliehen und in einem fremden Land anzukommen und das Leben dort neu zu beginnen. Sie freunden sich mit ihnen an, nicht zuletzt mit Hilfe einer ehrenamtlichen Flüchtlingshelferin, die mit allen Kinder Plätzchen bäckt und ihnen Zuwendung schenkt. Durch die Initiative der Kinder, der Klassenlehrerin und vieler Erwachsener gelingt es, gemeinsam mit den ganz unterschiedlichen Flüchtlingen ein Willkommensfest zu feiern, zu dem die Anwohner des Flüchtlingsheims auch eingeladen werden.

 

Die ganz aktuelle Adventskalendergeschichte könnte so oder so ähnlich real in vielen Dörfern und Städten unseres Landes geschehen. Sie eignet sich für Familien genauso gut, wie für den Schulunterricht oder die Kindertagesstätte. Durch die vielen Beispiele kann sie Anregung sein, vor Ort nachzudenken, auf welche Weise gerade Flüchtlingskinder spüren könne, dass sie hier willkommen sind.

 

Barbara Wieland