Worte, die Schweigen überwinden

Buchvorstellung - 01.03.2015


Timothy Radcliffe
Jenseits des Schweigens
Die sieben letzten Worte Jesu


Freiburg i.Br.: Herder 2014
144 Seiten, 14.99 €
ISBN 978-3-451-32733-9

 

Die Betrachtungen der „Sieben letzten Worte Jesu am Kreuz“ des Dominikaners Timothy Radcliffe sind ein Hoffnungsbuch über die Fastenzeit und Ostern hinaus. Er ermutigt, durch alles Leid hindurch, Hoffnung zu wahren und das Vertrauen in Gott zu setzen. Keinem blinden Vertrauen redet er das Wort auch nicht einer glorifizierenden Überhöhung des Leids, sondern einem tiefen Vertrauen aus dem Glauben an die Auferstehung Jesu Christi.

Die „Die sieben letzten Worte Jesu am Kreuz“ sind hineingesprochen in die Zeit vor etwa 2000 Jahren. An Aktualität sind sie bis heute nicht zu überbieten:

„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lk 23,34)
„Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lk 23,43)
„Frau, siehe, dein Sohn!“ und: „Siehe, deine Mutter!“ (Joh 19,26f)
„Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Mk 15,34)
„Mich dürstet.“ (Joh 19,28)
„Es ist vollbracht.“ (Joh 19,30)
„Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk 23,46)

Diese Worte sind weder durch den Tod noch durch die Grabesruhe getilgt, sie sind mit Jesus auferstanden. Sie wurden nicht zum Schweigen gebracht, sie wollen heute in ihrer für den Glauben existenziellen Weise gehört werden. Deshalb werden die sieben Worte vornehmlich in der Fastenzeit betrachtet. Timothy Radcliffe bietet dazu Meditationen an, die mit unserer gesellschaftlichen Situation in Verbindung gebracht werden. Er ermutigt, sich in Situationen des Leids und der Verlassenheit nicht der Furcht und der Angst zu ergeben, sondern den Gedanken an das neue Leben zuzulassen, ihn ins Wort zu fassen, so unverständlich er zunächst auch sein mag. Jeder der Meditationen hat Radcliffe das Bild eines Kreuzes mit deutenden Gedanken beigegeben, das auf seine Weise für das biblische Wort steht. Den Abschluss bilden zwei Gedankengänge zur Theologie des Karsamstags und zur Frage der Gewalt in den Religionen, besonders im Christentum.
 

Barbara Wieland