E-Portfolios in Lernprozessen

Buchvorstellung - 01.08.2014

 

Reinhard Bauer/ Peter Baumgartner
Schaufenster des Lernens
Eine Sammlung von Mustern zur Arbeit mit E-Portfolios

 

Münster: Waxmann, Münster 2012
350 Seiten, 44,90 €
ISBN 978-3-8309-2643-6

 

Der einprägsame Titel der Publikation Schaufenster des Lernens ist wohl überlegt und fokussiert die inhaltliche Auseinandersetzung mit E-Portfolios auf deren inhärentes Leistungspotenzial als Möglichkeit der Dokumentation, Reflexion und Präsentation von individuellen Lernprozessen. Portfolios leisten eine Verknüpfung von Lernergebnis/Produkt und Lernprozess. Sie werden damit zu einem Diagnoseinstrument für Leistungsfeststellungen, das herkömmlichen Testungsmodi überlegen ist, weil es differenzierter und aussagekräftiger individuelle Lernfortschritte abbildet. Dies gilt zunächst einmal für alle Portfolios, auch für die im „traditionellen“ Modus.

E-Portfolios haben ein darüber hinausgehendes, zusätzliches Potenzial. Sie erleichtern zum einen die Sammlung und Präsentation der Inhalte und erweitern die Möglichkeiten um multimediale Arbeitsproben und Darstellungsformen. Zum anderen bieten sie Vernetzungs- und Kommunikationsmöglichkeiten, die vorrangig in den Lehr-Lernsituationen und Reflexionsteilen des Portfolios gewinnbringend eingesetzt werden können. Beispiele zum Managen der unterschiedlichen Beteiligungsformen am Portfolio (Peer-Review, Lese- und Schreibrechte etc.) belegen diesen Vorteil.

 

Die Publikation basiert auf einem österreichischen Forschungsprojekt, das über zwei Jahre angelegt war. Sie hat vorrangig den Einsatz von E-Portfolios in der universitären Lehre und die dort gewonnenen Ergebnisse und Erfahrungen im Blick.

 

Die ersten Kapitel des 350 Seiten umfassenden Buches widmen sich den Fragen, was überhaupt E-Portfolios sind, welche Muster identifiziert werden können und welche Mustersprache auszumachen ist. Ihnen folgt eine Taxonomie der vorliegenden E-Portfolios unter dem Aspekt des Musters (pattern) für eine bestimmte Lösungs-, bzw. Aufgabenstrategie. Die so identifizierten Muster/Modelle werden kategorisiert und in ihrem je spezifischen Ansatz erläutert.

Bauer/Baumgartner untergliedern ihr gefundenes Musterrepositorium in 6 Bereiche (E-Portfolio, Organisationsform, Motivation, Mein persönliches Lernarchiv, Mein Spiegel, Meine FreundInnen), an die sie ausführliche Beispiele andocken. In der Summe ergeben sich 38 Muster, die in Einzeldarstellungen sehr systematisch und analytisch sehr klar in ihren Chancen und Grenzen, Vorteilen und Schwierigkeiten vorgestellt werden. Viele Beispiele und Screenshots, Grafiken und Layout- Ideen verdeutlichen die Darstellungen und erleichtern sowohl das Lesen als auch den Vergleich der unterschiedlichen Muster.

Überhaupt ist das Buch mit seinem gesamten Anmerkungsapparat vorbildlich lektoriert.

Im Nachwort bilanzieren die beiden Autoren ihre Untersuchungsergebnisse und verorten sie im wissenschaftlichen Diskurs um E-Portfolios. Ihr mit der Publikation einhergehendes Credo, den Einsatz von E-Portfolios als Mittel ein motiviertes, nachhaltiges Lernen im universitären Bereich/ in der pädagogischen Praxis zu initiieren, verknüpfen sie mit weiteren Forschungsfragen und konturieren mögliche Diskussionslinien.

Für alle diejenigen, die sich tiefergehend mit Portfolios auseinandersetzen wollen und theoretische Implikationen für notwendig erachten, bevor Fragen eines rein praxisbezogenen Einsatzes gestellt werden, sind die Schaufenster des Lernens eine wirklich lohnenswerte Lektüre.

 

Frank Wenzel