Das Geheimnis der Menschwerdung

Buchvorstellung - 17.12.2012

Anselm Grün
Das große Buch der Weihnachtszeit
Das schönste Fest des Jahres neu erleben

Freiburg i.Br.: Herder 2012
188 Seiten, 19.99 €
ISBN 978-3-451-30672-3

Anselm Grün wendet sich mit seinem Weihnachtsbuch ausdrücklich an Menschen, die sich mit dem Weihnachtsfest schwer tun, weil ihre Familie zerbrochen ist, weil sie alleine sind oder sich so fühlen, weil sie nicht mehr an das glauben, was sie feiern. Der Benediktiner will keine vergangene nostalgische Stimmung herstellen, sondern er stellt die Frage: „Wenn Gott Mensch geworden ist, wer bin ich dann?“.

Anselm Grün gibt darauf bereits im Vorwort eine Antwort: „Ich bin nicht festgelegt durch die Vergangenheit. Das göttliche Kind, das in mir ist, ist die Verheißung, dass mein Leben neu wird, stimmig, authentisch, dass da etwas Neues in mir aufblüht“. In den folgenden drei Kapiteln (Advent, Weihnachten, Ein neues Jahr) werden Bibeltexte, ganz- und doppelseitige Kunstdarstellungen mit geistlichen Betrachtungstexten angeboten, um dieser Botschaft auf die Spur zu kommen. Durch die Texte können sich Menschen angesprochen fühlen, für die Advent nicht nur mit Konsum, Kommerz und Weihnachtsfeiern ab November verbunden ist. Kritische Geister finden hier Nachdenkenswertes.

Um den Advent und die Weihnachtszeit (bis zum 2. Februar – Darstellung des Herrn) christlich gestalten zu können, fügt Anselm Grün Erläuterungen zu zentralen Riten, Bräuchen und Festen an. In den Blick geraten nicht nur (wie so oft) Feiern im Kreis von Familien und Freunden, sondern auch Alleinlebende oder Alleinglaubende. Den jeweiligen Abschnitt schließen Gedanken zu den Texten bekannter religiöser Lieder ab.

Zum Ausklang nimmt der Benediktinerpater seinen Leserkreis gedanklich mit nach Münsterschwarzach, das Kloster, in dem er seit mehr als vierzig Jahren lebt und erzählt von der weihnachtlichen Zeit im Kreis der Mitbrüder, von der Gemeinschaft aber auch von den Zeiten der Ruhe und Zurückgezogenheit in der Klosterzelle. Allen, die sich gehetzt und ausgebrannt fühlen, spricht er mit Blick auf Weihnachten Mut zu: „Die verbrauchte Zeit bekommt wieder ihre Frische, indem am Fest die heilige Zeit in unsere vergängliche Zeit einbricht“.

Das „Buch der Weihnachtszeit“ ist mit 188 Seiten ein umfangreiches Werk, das auf anspruchsvolle Weise die bekannten Bibeltexte, Riten und Bräuche neu mit Leben erfüllt. Anselm Grün will auf deren tieferen Bedeutungen hinweisen und damit eine Relevanz für das Leben heute aufscheinen lassen. Wer dem christlichen Weihnachtsfest völlig entfremdet ist oder es nie hat kennenlernen dürfen, wird sich mit dem Buch schwer tun, da er nicht auf Anknüpfungspunkte im eigenen Leben zurückgreifen kann. Für alle – auch für jene, die mit der verbreiteten Art Weihnachten zu feiern, nichts anfangen können – ist diese Neuerscheinung nur zu empfehlen.


Barbara Wieland