Karl Josef Wallner
Faszination Kloster
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus. 2011
192 Seiten m. farb. Abb., 17,99 €
ISBN 978-3-579-06568-7
Durch den Besuch Papst Benedikts XVI. im Jahr 2007, den Erfolg der in über einer Million Exemplaren verkauften CD mit Gregorianischen Gesängen und den außergewöhnlichen Zustrom junger Männer ist das Zisterzienserkloster Heiligenkreuz bei Wien bekannt geworden. Die kirchliche Öffentlichkeit betrachtet diese Entwicklung mit Interesse und Skepsis.
Für das Kloster selbst steht dahinter die Herausforderung, mit den neugierigen Besuchermassen gastfreundlich umzugehen. Die Mönche haben diese Entwicklungen als Chance begriffen und sind sie mit einer professionellen PR-Arbeit angegangen.
Der Motor der Veränderungen im fast 900 Jahre ohne Unterbrechung bestehenden Zisterzienserkloster im Wienerwald ist P. Karl Wallner. Mit 19 Jahren in Heiligenkreuz eingetreten, ist er heute Rektor der Päpstlichen Hochschule Benedikt XVI. und für die Öffentlichkeitsarbeit des Klosters verantwortlich. Über seine Berufung, sein Klosterleben und die „Faszination Kloster“ am Beispiel Heiligenkreuz gibt das kleine Büchlein Auskunft. Wie faszinierend katholisches Ordensleben inzwischen geworden ist, zeigt sich auch darin, dass das Buch nicht in einem ausgewiesen katholischen Verlag erschienen ist.
In vier Kapiteln führt Wallner die Leser durch sein Kloster. „Herzlich willkommen!“ stellt die Außenseite des Klosters vor, seine Geschichte, den aktuellen Hype um die Sacro-Pop-Mönche und beschreibt den immer gleichen Tagesablauf im Rhythmus von Gebet und Arbeit. „Gott kennenlernen“ ist der zweite Durchgang überschrieben. Er behandelt das Kloster als „Schule des Gebetes“ und führt in die Sinnhaftigkeit des zweckfreien Betens sowie in die Praxis des Chorgebets ein. „Aus den Quellen schöpfen“ nähert sich dem Geheimnis der Berufung und schildert das Ordensleben nach der Regel des heiligen Benedikt und seine Konkretisierung im Orden der Zisterzienser mit seiner affektiven Prägung. Das letzte Kapitel „Von den Mönchen lernen“ geht vom inneren Zusammenhang von Leib und Seele im Wechsel von Gebet und (körperlicher und geistiger) Arbeit aus und beschreibt Chancen und Schwierigkeiten des Gemeinschaftslebens, das immer auch persönliche Umkehr erfordere.
Pater Wallner hat ein sehr persönliches Buch geschrieben, das eigene Erfahrungen mit der jüngsten Entwicklung des Klosters Heiligenkreuz geschickt verbindet. Die „Faszination Kloster“ möchte er dabei bewusst nicht auf sein eigenes Kloster eingeengt wissen. Wohl sieht er in der benediktinischen Lebensform eine Antwort auf das Suchen und Fragen junger Menschen. Und dafür wirbt Wallner mit ansteckender Begeisterung: für Gott und die ihm im Kloster geschenkte Möglichkeit der Gottsuche und Vermittlung an junge Menschen.
Joachim Schmiedl
Quelle: Eulenfisch Literatur 5 (2012), Heft 1, S. 19.