Sonja Lucas (Hg.)
Sternstunden
Kulturgeschichte(n) zur Weihnachtszeit
Bonn: Deutsche Stiftung Denkmalschutz 2006
196 Seiten
ISBN 978-3-936942-78-1
Sternstunden in der Zeit von Mariä Verkündigung (25. März) bis zu Mariä Lichtmess (2. Februar), verkündet in den Bibeltexten, dargestellt anhand zahlreicher Exponate aus der Kunstgeschichte, ergänzt durch umfangreiche Abschnitte aus der Kulturgeschichte, füllen den Band der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Ausgangspunkt für dieses besondere Buch zur Weihnachtszeit waren die unzähligen Darstellungen der Weihnachtsereignisse in der Glas- und Buchmalerei, auf Altartafeln, in Form von Schnitzfiguren und Gemälden. Und manche Darstellungen erschließen sich nur zum Teil durch Kenntnis der Bibeltexte. Warum wird im Spätmittelalter Mariä Verkündigung durch eine Einhornjagd auf Altarbildern dargestellt? Weshalb wird die Geburt Jesu Christi in einen Stall, eine Höhle oder eine Ruine verlegt? Zu dem vorliegenden Buch haben Menschen mit ganz unterschiedlichen Professionen ihre Beiträge geleistet: Manfred Becker-Huberti (Theologe und Publizist), Christiane Bertelsmann (Volkskundlerin), Franz Jürgen Götz (Buchwissenschaftler), P. Anselm Grün OSB (Theologe, Autor spiritueller Literatur), Harald Lesch (Astrophysiker), Léa Linster (Gourmet-Köchin), Sonja Lucas (Kunsthistorikerin), Viola Vierk (Leiterin eines Gewürzmuseums) und Joachim Willeitner (Archäologe).
Er erste Abschnitt ist der Vorfreude gewidmet. Sie beginnt mit der Verkündigung an Maria (25. März), dem Fest Mariä Heimsuchung (2. Juli) und geht über in die Feste des Heiligen Martin (11. November), der Heiligen Barbara (4. Dezember) und des Heiligen Nikolaus (6. Dezember). Weihnachtsbräuche und ihre Bedeutung, die Tradition des Schenkens, der Gebrauch von besonderen Gewürzen und die Backkünste führen dann schon zum Fest hin. Allen Themen sind Darstellungen aus der Kunst beigegeben, die erläutert und damit in ihrer Bedeutung erschlossen werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Weihnachtsbüchern, haben sich die Autoren zur Aufgabe gestellt, die Bräuche und Feste in ihrer Vielschichtigkeit und ihrer historischen Gebundenheit zu erklären.
Im zweiten Abschnitt „Weihnachten“ nimmt die Geburt Christi in der Kunst eine prominente Stellung ein. Es werden neun zentrale Motive vorgestellt und daran die Rollen, die die Figuren und Symbole im Wandel der Kunstgeschichte gespielt haben, beschrieben. Die Geschichte der Weihnachtsmusik und die zahlreichen Bilder musizierender Engel mit ihren Musikinstrumenten dürfen nicht fehlen.
Mit dem Jahreswechsel beginnt der Ausblick als dritter Teil. Wieder stehen Kunstwerke im Mittelpunkt, anhand derer die Festbedeutungen erhellt werden: der Kindermord von Bethlehem, die Flucht nach Ägypten, Die Beschneidung und Namensgebung Jesu, die Heiligen Drei Könige und die Darbringung im Tempel. Überlegungen zum Stern von Bethlehem aus Sicht eines Astrologen und Erläuterungen zu den Gaben der Könige durch einen Archäologen bieten ganz neue Sichtweisen. Wer noch mehr zu einzelnen Themen wissen oder die Kunstwerke im Original betrachten möchte, wird durch das Bild- und das Literaturverzeichnis in diese Lage versetzt. Allen der drei Abschnitte sind außerdem passende Gedichte beigegeben.
Die Texte sind einerseits anspruchsvoll im Inhalt, andererseits aber so gut formuliert, dass Schüler der höheren Klassen damit eigenständig umgehen können. Allen, die mehr von der Geschichte des Weihnachtsfestes erfahren möchten und denen es ein Anliegen ist, Weihnachtsdarstellungen in ihrer Tiefe zu verstehen, sei dieses wunderschön bebilderte Buch ganz ausdrücklich empfohlen.
Barbara Wieland