Mose: Biographie und Theologie

Buchvorstellung - 12.10.2011

Christoph Dohmen
Mose. Der Mann, der zum Buch wurde

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt. 2011
288 Seiten 18,80 €
ISBN 978-3-374-02847-4

Mit zwei Leitfragen beginnt Christoph Dohmen seine Ausführungen über Mose: Wer ist Mose? Wer war Mose? Die erste Frage richtet sich auf die Bedeutung des Mose als Religionsstifter, als Prophet, auf das mit ihm verbundene „kulturelle Gedächtnis“ (Jan Assmann),das ihn sowohl als Ägypter wie als Hebräer deutet und mit dem sich als „mosaische Unterscheidung“ das Kriterium der Wahrheit als Grundlage der biblischen monotheistischen Religion verbindet. Die zweite Frage ist die nach der historischen Person des Mose nach den biblischen und den (fehlenden eindeutigen) außerbiblischen Quellen.

Auf diesem Hintergrund geht Dohmen zunächst der Biographie des Mose nach, wie sie im Pentateuch überliefert ist, in dem die Glaubensgeschichte Israels mit dem Ziel der Landverheißung aufgezeichnet wurde. Dohmen exegetisiert zentrale Stellen, wie die ersten Kapitel des Exodus-Buches mit den Ursprüngen des Mose, seine Mittlerstellung zwischen Gott und dem Volk, der Nähe des Mose zu Jahwe, dem leuchtenden Angesicht des Mose, und dem offenen Schluss des Pentateuchs. In verständlicher Sprache wird auf gut 100 Seiten ein theologisches Porträt des Mose gezeichnet.
Dessen Nachwirkung ist Gegenstand des dritten Abschnitts. Dohmen konzentriert sich vor allem auf Mose-Darstellungen in der Kunst, um das Motiv der Gesetzestafeln, der Hörner auf dem Kopf des Mose (die ihren Ursprung in einer Übersetzungsvariante des Hieronymus hat), des Goldenen Kalbs, des Dornbuschs und des Offenbarungszeltes als Visualisierungsversuche biblischer Texte vorzustellen. Leider sind die Bilder der besprochenen Kunstwerke sehr klein geraten, so dass keine Einzelheiten zu erkennen sind.

Die anschließenden Kapitel gehen zunächst der Mose-Gestalt in frühchristlichen und poetischen Schriften nach, um dann drei Rezeptionsweisen des 20. Jahrhunderts zu behandeln, nämlich die analytische Deutung Sigmund Freuds, die zeitgenössisch-ethische Deutung Thomas Manns und die musikalische Umsetzung durch Arnold Schönberg. Die filmische Umsetzung auf der Grundlage des biblischen Drehbuchs beurteilt Dohmen eher kritisch. Für ihn bleibt die zentrale Interpretationskategorie für Mose die des Mittlers des göttlichen Gesetzes.
Wie andere Bücher der Reihe „Biblische Gestalten“ der Evangelischen Verlagsanstalt kann auch das Mose-Buch für den Religionsunterricht und verwandte Fächer empfohlen werden.

Joachim Schmiedl

Quelle: Eulenfisch Literatur 4 (2011), Heft 2, S. 10.