Felix Schlösser
Die Gleichnisse Jesu – und wie wir uns darin wiederfinden
Würzburg: Echter Verlag. 2010
138 Seiten 12,00 €
ISBN 978-3-429-03216-6
Die Gleichnisse Jesu sind faszinierende Texte: scheinbar leicht verständlich und eingängig, bei näherem Hinsehen oft überraschend widerständig und herausfordernd. Es sind Texte, zu denen man immer wieder zurückkehren kann und mit denen man doch nie fertig wird. So lohnt beim Blick auf Gleichnisse auch immer wieder der Perspektivwechsel. Lehrende an Schule und Hochschule sind genauso wie Katechetinnen und Prediger dazu aufgerufen, sich die spirituelle Dimension der Parabeln zu erschließen.
Dazu leistet das Büchlein von Felix Schlösser, lange Zeit Leiter des Exerzitien- und Bildungshauses „Kloster Sternburg“ und bis heute Exerzitienleiter und geistlicher Begleiter in Bonn, einen Beitrag. Zwar finden sich im einführenden Teil Hinweise auf Begrifflichkeit und Phänomenologie der Gleichnisse Jesu sowie ihre Auslegung, doch die Heimat des Autors ist nicht die Wissenschaft, sondern die geistliche Lektüre. So entfaltet sich der Charme der „Gleichnisse Jesu – und wie wir uns darin wiederfinden“ eher in den vierzehn Einzelmeditationen, die einzelne Gleichnisse zum Ausgangspunkt für theologisch-spirituelle Erörterungen nehmen. Hier finden sich tiefgründige Reflexionen zu den unterschiedlichsten Themen christlichen Lebens von der Taufe über die Gastfreundschaft bis zum Gottesbild. Gedanken und lyrische Interpolationen aus der christlichen Tradition runden die Beiträge zu einem stimmigen Ganzen ab. Die einzelnen Beiträge sind teilweise bereits online als Predigten publiziert, hier jedoch noch einmal neu angeordnet und gerahmt. Der Schlussteil fasst zusammen, wie die Gleichnisse die Botschaft vom Reich Gottes in den Begegnungen Jesu mit den Menschen leichter begreifbar machen.
Als Begleiter für die eigene spirituelle Auseinandersetzung mit den besprochenen Gleichnissen und die Frage nach dem eigenen Verständnis des Reiches Gottes sind Schlössers Ausführungen gut geeignet. Für eine schnelle Wiederbegegnung mit den Texten oder zur Vorbereitung von Katechese und Unterricht sind sie weniger zu empfehlen, da vieles nicht mehr auf dem heutigen Stand der Bibelwissenschaft ist und bei ungeprüfter Weitergabe zu Schieflagen bei der Auslegung führen kann.
Sandra Hübenthal
Quelle: Eulenfisch Literatur 4 (2011), Heft 2, S. 6.