Hans Mendl
Religionsdidaktik kompakt
Für Studium, Prüfung und Beruf
München: Kösel-Verlag 2011
272 Seiten
ISBN 978-3-466-37012-2
Schon wieder eine neue Religionsdidaktik aus dem Kösel-Verlag? Ist das Feld nicht schon mit der Neuauflage des mittlerweile zum Standardwerk gewordenen Leitfadens zur Religionsdidaktik von Hilger/Leimgruber/Ziebertz bestellt und mit den eher unterrichtspraktisch orientierten Veröffentlichungen von Mendl, Schmid etc. genügend flankiert und auch für die Grundschule durch Hilger/Ritter ergänzt? Warum also noch eine weitere Fachdidaktik?
Mendls Buch will eine Lücke füllen und gerade nicht in Konkurrenz zu den genannten treten.
Es versteht sich eher als Ergänzung für einen spezifischen Zweck, der sich explizit aus der Genese des Buches ergibt: Prüfungsvorbereitung, sowohl für die Staatsexamina an der Universität und der zweiten Ausbildungsphase als auch für andere Herausforderungen mit religionspädagogischen und religionsdidaktischen Schwerpunkten. Aus der religionspädagogischen Seminarpraxis entstanden versteht es sich als Rückerinnerung und Auffrischung von bereits Gelerntem und bietet dem Leser, der Leserin kompakte, verdichtete Informationen. So aufbereitet wird es auch für einem anderen Adressatenkreis interessant: die bereits in der Praxis stehenden Lehrkräfte. Ihnen ermöglicht das Buch eine „reflexive Auffrischung und erneute Systematisierung eines inzwischen prozedural verfügbaren Berufswissens.“
In den sechs Kapiteln des Buches werden letztlich alle für Religionsunterricht relevanten Aspekte angesprochen. Von den Rahmenbedingungen religionsdidaktischer Reflexion über Religionsdidaktische Konzepte und Ziele, Inhaltsbereiche und Prinzipien ausgehend, widmet sich ein eigenes Kapitel der Planung und Durchführung von Religionsunterricht. Mit dem Kapitel über Außerunterrichtliche Lernorte religiösen Lernens (Schulpastoral, Gemeinde, Öffentlichkeit und Popkultur) schließt das Buch in einer umfangreichen Literaturliste, die nach Handbüchern, Grundlagendokumenten und Sekundarliteratur geordnet ist.
Die Kapitel sind leicht lesbar. Hans Mendl verwendet die anschauliche Sprache, die wir auch aus seinen Vorträgen kennen. Viele Grafiken und Tabellen erleichtern das Verständnis. Das Layout des Buches ist klar und lässt Raum für eigene Randbemerkungen und Verweise. Jedes Unterkapitel hat wenige themenspezifische Literaturangaben zur vertiefenden Weiterarbeit und schließt mit einer knappen Zusammenfassung in Stichworten. Danach folgen sogenannte Prüfungsaufgaben für selbstreflexives Arbeiten. Sie beziehen sich in einem ersten Teilbereich auf die Inhalte des jeweiligen Kapitels und verlangen sowohl reproduzierende und reorganisierende Leistungen als auch Transfer, der in der Regel als unterrichtsrelevante Aufgabenstellung formuliert ist. Der zweite Teilbereich der Prüfungsaufgabe konfrontiert die Leserin/den Leser mit einer These zum Thema des Kapitels, zu der sie/er sich positionieren und Konsequenzen für Unterrichtshandeln ziehen muss.
Hier in diesen anspruchsvollen Prüfungsfragen liegt der Gewinn des Buches. Sie sind praxiserprobt und nehmen laut Hans Mendl eine „zentrale Schlüsselposition“ ein. Sie ermöglichen die Überprüfung des erworbenen religionspädagogischen und religionsdidaktischen Basiswissens im konkreten Entscheid über Planungselemente des Religionsunterrichts und leisten auf diese Weise eine für das eigene Berufshandeln eminent wichtige Verknüpfung von Theorie und Praxis. Der für die berufliche Professionalisierung entscheidende Aufweis der Verbindungslinien „zwischen religionspädagogischer Problemstellung und didaktischer Entfaltung, zwischen einer reflexiven Wiedergabe und einem selbständigen und kreativen Weiterdenken in die Praxis hinein“ wird so zum zentralen Prüfungsinhalt als kompetenzorientierte Aufgaben- und Problemstellung.
Hans Mendl macht deutlich – und das ist gut so -, dass mit der Lektüre des Buches allein diese Prüfungsaufgaben kaum sinnvoll zu bewältigen sind. Das Buch ist als Prüfungsvorbereitung gedacht mit der Folge, dass die Inhalte derart komprimiert dargestellt sind, dass sie allein durch die Buchlektüre - ohne Vorwissen und vertiefende Arbeit - nicht wirklich erfasst werden können. Die Kapitel sind „Kurzdarstellungen“, so die Charakterisierung im Vorwort, die auf erworbene Wissensbestände zurückgreifen und aktivieren bzw. zur vertiefenden Weiterarbeit anregen sollen. Hierzu dienen die Literaturangaben am Kapitelende.
Das Buch ersetzt mitnichten eine umfangreiche Fachdidaktik oder Fachmethodik oder Lektüren zur religiösen Sozialisation etc., sondern verweist auf sie. Diese im Vorwort richtigerweise deutlich herausgestellte Intention der Publikation muss dem Leser/der Leserin vor Augen stehen, wenn die Religionsdidaktik kompakt erfolgreich zur Prüfungsvorbereitung und in berufsspezifischen Verwendungszusammenhängen genutzt werden soll.
Frank Wenzel