Uta Pohl-Patalong
Bibliolog
Impulse für Gottesdienst, Gemeinde und Schule.
Band 1: Grundformen
Stuttgart: Kohlhammer 2009
166 Seiten, € 22,00
ISBN 978-3-17-020920-6
Der Bibliolog ist eine völlig eigenständige Variante des Bibliodrama. Er wurde vor etwa 25 Jahren vom jüdisch-nordamerikanischen Psychodramatiker Peter Pitzele – ganz unabhängig von der europäischen Bibliodrama-Szene – in Anlehnung an die Midrasch-Tradition entwickelt. Seit etwa 10 Jahren erlebt der Bibliolog im deutschsprachigen Raum (und darüber hinaus) eine schnell wachsende Verbreitung. Vermutlich, weil er verhältnismäßig einfach zu erlernen und durchzuführen ist, mit überschaubarem Zeitaufwand und in unterschiedlichsten Zusammenhängen; und es Menschen dennoch ermöglicht, sich in einen biblischen Text hineinzubegeben, statt nur von außen über ihn zu reden.
Pohl-Patalong, eine der Protagonistinnen der Methode in Deutschland, legt mit der nun zweibändigen Neufassung ihres ersten Bibliolog-Buches von 2007 eine fundierte, zugleich theologisch reflektierte und praxisnahe Einführung (Band 1) in die Methode samt einer vertiefenden Erweiterung (Band 2) vor.
Band 1 enthält u.a. eine Einführung in Wurzeln und Geschichte, die Erläuterung der praktischen Schritte, eine Diskussion von Überschneidungen mit und Abgrenzungen zum Bibliodrama, hermeneutische Reflexionen. Schließlich auf etwa 60 Seiten Bibliolog-Beispiele von 13 Praktikern aus verschiedensten Handlungsfeldern vom Sonntagsgottesdienst bis zur Seniorenarbeit und vom Religionsunterricht bis zu Exerzitien. Also: ein ideales Buch, sich über den Bibliolog zu informieren – z.B. vor einer Kursteilnahme oder auch ganz unabhängig davon. Und für Kursteilnehmer ein Repetitorium, das alles Wichtige noch einmal kompakt versammelt. Allerdings: für diejenigen, die den Bibliolog selbst praktizieren möchten, kann und will dieser Einführungsband das lebendige Erlernen der Methode in einem etwa viertägigen Seminar keinesfalls ersetzen.
Band 2 setzt Band 1 voraus – bzw. eine elementare Kenntnis des Bibliolog. Er stellt erweiterte Formen des Bibliolog vor (mit nicht-erzählenden Texten, mit Objekten u.a.m.), bietet Beispiele dazu, reflektiert ausführlich die mit der Bibliologarbeit verbundenen Haltung – gegenüber den Menschen, gegenüber den Texten – und damit die spirituelle Dimension. Ein letztes Kapitel beschäftigt sich mit Bibliologen zu Themen ohne Textgrundlage – an den Beispielen "Altarraum-Erkundung" (mit Theologie-Studierenden), "Bibliolog-Erkundung" (als Metareflexion mit Bibliolog-Praktizierenden) und "Spannungsfeld Theologie und Kirche" (im Rahmen einer Mentoring-Gruppe für junge Theologinnen im Feld der Wissenschaft). Band 2 wird also vor allem für erfahrene Bibliolog-Praktizierende interessant sein, die ihren Umgang mit dem Bibliolog kreativ erweitern möchten.
Reinhold Reck (2010)
© www.biblische-buecherschau.de 2010
Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart