Martin Ebner (Hg.) u.a.
Heiliges Land
(Jahrbuch für Biblische Theologie, 23)
Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 2009
320 Seiten, €34,90
ISBN 978-3-7887-2301-9
Mit dem Thema Land wendet sich der neueste Band des Jahrbuchs für Biblische Theologie einem politisch hoch brisanten und theologisch strittigen Feld zu. Wie kaum eine andere bibeltheologische Thematik rührt die Frage nach dem verheißenen und belebten Land Israel unmittelbar an aktuelle, gar tagespolitische Diskussionen. Der politische wie der theologische Diskurs ist in Deutschland und Österreich gespeist von einer einzigartigen geschichtlichen Verbindung mit dem Staat Israel nach der Schoa.
Dieser Besonderheit des Themas sind sich die Herausgeberinnen und Herausgeber voll bewusst. Das wird nicht nur im Vorwort thematisiert, sondern die Anlage des Bands trägt diesem besonderen „Spannungsgeflecht“ zwischen biblischen Texten und jeweiliger politischer, theologischer und künstlerischer Rezeption (S. V) Rechnung. Ungewöhnlich ist die fast gleichwertige Gewichtung von bibeltheologischen und rezeptionsgeschichtlichen Beiträgen ebenso wie das Interview am Ende des Jahrbuchs, das Marie-Theres Wacker mit Jörg Bremer, dem langjährigen Nahostkorrespondenten der FAZ führte.
Der erste Teil – biblische und rabbinische Grundlagen – spannt den Bogen von den Erzelternerzählungen (Irmtraud Fischer) über die Psalmen (Kathrin Liess), das Markusevangelium (Paul-Gerhard Klumbies) und weitere biblische und außerbiblische jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit (J. Cornelis de Vos; Martin Vahrenhorst) bis zum rabbinischen Umgang mit einer virtuellen Heimat (Gabrielle Oberhänsli-Widmer) und einer einzeltextübergreifenden Reflexion über die Landgabe (Ed Noort). Der zweite Teil – rezeptionsgeschichtliche Variationen – gibt Einblicke in Else Lasker Schülers Das Hebräerland (Yvonne Domhardt) und in Bibelfilme (Reinhold Zwick), analysiert die wechselseitige Konstruktion von Land und Geschlecht (Matthias Morgenstern) ebenso wie Beiträge aus der evangelischen Publizistik zwischen 1948 und 1972 (Gerhard Gronauer) und reflektiert über Reisen ins Heilige Land (Georg Röwekamp) und das Land als Thema des
Religionsunterrichts (Norbert Collmar).
Als Desiderat lässt sich eine mangelnde Anbindung an kulturwissenschaftliche Raum-Diskussionen ebenso markieren wie die Thematisierung der Palästina-Archäologie. Insgesamt verspricht jedoch dieser Band in seiner thematischen Vielfalt und der Qualität der Einzelartikel anregende Lektüren.
Ilse Müllner (2011)
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Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart