Silvia Schroer
Die Ikonographie Palästinas/Israels und der Alte Orient
Eine Religionsgeschichte in Bildern
Band 2: Die Mittelbronzezeit
(IPIAO, 2)
Fribourg/CH: Academic Press 2008
240 Seiten, €44,00
ISBN 978-3-7278-1604-8
„Die Ikonographie Palästinas/Israels und der Alte Orient“ (IPIAO) ist ein auf vier Bände angelegtes Handbuch, das die Religionsgeschichte Palästinas/Israels vor dem Hintergrund des Alten Orients anhand ikonographischer Funde aufbereitet. Der anvisierte Zeitrahmen reicht vom 12. Jahrtausend v. Chr. bis in die Perserzeit. Vier Bände (Band 3 und 4 sind auf je zwei Teilbände projektiert) sollen diese Aufgabe bewältigen, Band 1 (vom ausgehenden Mesolithikum bis zur Frühbronzezeit) ist im Jahr 2005 erschienen, der vorliegende Band 2 über die Mittelbronzezeit im Jahr 2008.
Die innere Umschlagseite vorne präsentiert eine Überblickskarte über die zahlreichen Ortslagen im Alten Orient (von Ägypten/Kleinasien bis an den Tigris, mit einer Detailkarte zum Nil-Delta). Die hintere Umschlagseite führt in systematischer Zusammenschau die Leitmotive der Ikonographie Palästinas/Israels vom 18.-16. Jh. v. Chr. an. Folgende Themenkreise kehren in diesem Zeitraum immer wieder: Der Schutz des Lebens, Wächterfiguren, der Wettergott, der Kult, die Göttin, Paare und Bündnisse, Herrscher und Segen für das Königtum.
Ein einführender Teil stellt die Mittelbronzezeit (MB: 2300/1950-1550 v. Chr.) vor und behandelt unter anderem die schwierige Datierungs- und Abgrenzungsfrage, die Hauptorte (mit einer Karte von Palästina/Israel), die kulturgeschichtlichen Erträge des archäologischen Befunds (geordnet nach den Unterteilungen der MB I, IIA und IIB) und die kulturgeschichtlichen Horizonte in Ägypten und Mesopotamien. Nachdem damit die historische Situation umrissen ist, wendet sich Silvia Schroer den Themen der Bildkunst zu. In der Entwicklung der Motive und Themen sei keine Epoche für Palästina/Israel so formativ wie die MB-Zeit (S. 34). Die Prägungen reichen bis in die Eisenzeit hinunter. Das Bildprogramm wird nach den Kontakthorizonten Ägypten und Vorderasien aufgeschlüsselt. Abschließend werden die Eigenheiten der MB-Zeit knapp zusammengefasst. Die wichtigsten Aspekte der Bildmotive werden im Abschnitt „Biblische Bezüge“ aufgegriffen, und es wird versucht, ihnen biblische Texte zuzuordnen, wenngleich bereits einleitend betont wird, dass zwischen den Zeugnissen der MB-Zeit und den meisten biblischen Schriften mehr als 1000 Jahre liegen. Über vage Vermutungen oder vorsichtige Hinweise auf mögliche kulturanthropologische Analogien kommt man hier aber nicht hinaus. Auch wenn man manche der vorgeschlagenen Bezüge zu biblischen Texten nicht unmittelbar nachvollziehen kann oder will, etwa, weil das Motiv als zu allgemein (z.B. „Vögel am Baum“) erscheint (S. 63), so ist doch das vorgelegte Material eine überzeugende Dokumentation.
Auf den einleitenden Textteil folgt dann der Katalogteil, der mit Nr. 263 einsetzt und so die Nummerierung aus IPIAO 1 fortsetzt. Auf der rechten Buchseite befindet sich die bildliche Darstellung (Umzeichnung bzw. Strichzeichnung; keine Fotos) mit Nummer; auf der linken Buchseite dazu die Beschreibung sowie (im Kleindruck) die Bilddaten (Fundort, Datierung, Material, Größe, Aufbewahrungsort, Literatur). Mit den Bildern und ihren Beschreibungen konkretisieren sich die theoretischen Informationen aus dem einführenden Teil am praktischen Objekt. So sind die systematischen Ausführungen nachvollziehbar; ebenso sind eigene Beobachtungen möglich. – Weitere eigene Studien ermöglicht das umfangreiche und aktuelle Literaturverzeichnis; Bildnachweise, Bibelstellen- und Ortslagenregister erschließen den Band.
Die Reihe IPIAO dient der Aufwertung der ikonographischen Zeugnisse Palästinas/Israels und des Alten Orients für die Kultur- und Religionsgeschichte, aber auch für die Bibelwissenschaft. Es ist Silvia Schroer zu danken, dass sie das Erbe von Othmar Keel weiterführt und die Ergebnisse der Jahrzehnte langen Studien an den zahlreichen Bildobjekten in dieser verständlichen, abwechslungsreichen und ansprechenden Publikationsform zugänglich macht. Man darf sich auf die weiteren Bände schon freuen.
Thomas Hieke (2011)
© www.biblische-buecherschau.de 2011
Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart