Aufsätze und Kommentierungen zum Matthäus-Evangelium

Buchvorstellung - 04.01.2011

Günther Bornkamm
Studien zum Matthäusevangelium
(WMANT, 125)

Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 2009
440 Seiten, €64,00
ISBN 978-3-7887-2365-1

Günther Bornkamm (1905–1990) gilt „als Begründer der redaktionsgeschichtlichen Methode für die Evangelien, insbesondere für das Matthäus-Evangelium“ (IX). Für Werner Zager bot das Anlass, Bekanntes und bisher Unbekanntes des Bultmann-Schülers Bornkamm in diesem Band „Studien zum Matthäus-Evangelium“ zusammenzustellen. Im ersten Teil (1–116) werden alle sieben Aufsätze zum Matthäus-Evangelium abgedruckt, die Bornkamm zwischen 1948 und 1977 verfasst hat: „Matthäus als Interpret der Herrenworte“ (3–8, von 1954), „Enderwartung und Kirche im Matthäus-Evangelium“ (9–42, von 1956), „Der Aufbau der Bergpredigt“ (43–58, von 1977), „Die Gegenwartsbedeutung der Bergpredigt“ (59–71, von 1954), „Die Sturmstillung im Matthäus-Evangelium“ (73–78, von 1948), „Die Binde- und Lösegewalt in der Kirche des Matthäus“ (79–93, von 1970) und schließlich „Der Auferstandene und der Irdische. Mt 28,16–20“ (95–116, von 1964).

Der zweite Teil (117–395) beinhaltet Kommentierungen zu ausgewählten Texten des Matthäus-Evangeliums, und zwar noch von Bornkamm selbst abgeschlossene Teile eines schließlich nicht mehr fertig gestellten Kommentars, der für die Reihe „Handbuch zum Neuen Testament“ vorgesehen war. Sie wurden dem Herausgeber von Bornkamms Tochter (Aleida Assmann) aus dem Nachlass zur Verfügung gestellt – in diesem Band werden sie erstmals ediert. Kommentiert werden in diesem zweiten Teil: „Jesus als Messias (Mt 1–2)“ (119–150), „Jesus, der Wegbereiter und der Vollender (Mt 3–4)“ (151–191), „Jesus, der Erfüller und Ausleger des Gesetzes (Mt 5,17–20 und 15,1–20)“ (193–213), „Das Vaterunser (6,7–15)“ (215–241), „Jesu Vollmacht in seinen Taten (8,1–9,34)“ (243–288), „Die Aussendung der ersten Jünger (Mt 9,35–11,1)“ (289–338), „Die Gleichnisrede (13,1–52)“ (339–378) und „Petrus bei Matthäus (14,22–33 und 16,13–23)“ (379–395).

Bornkamms Aufsätze und Kommentierungen zum Matthäus-Evangelium sind immer im Sinne einer synoptischen Lektüre angelegt, die das Profil des Matthäus detailliert herausarbeitet und auch zum Verständnis des Markus- und Lukas-Evangeliums beiträgt. Obwohl die in diesem Band abgedruckten Kommentierungen ausgewählter Passagen keinen vollständigen Kommentar ersetzen, bezieht sich Bornkamm häufig auf andere Stellen innerhalb des Matthäus-Evangeliums, er arbeitet terminologische Verweise innerhalb des Evangeliums und große Spannungsbögen heraus. Allgemeinvon Interesse sind auch seine Exkurse im Kommentarteil, etwa zur Abhängigkeit der verschiedenen Vaterunser-Überlieferungen (217–219), zum „ungriechische[n] Ausdruck ὁ υἱὸς τοῦ ἀνθρώπου“ (260), zur Gleichnistheorie (341–344) oder über „das weit verbreitete Motiv der Rettung aus Seenot durch das wunderbare Eingreifen einer Gottheit“ (384f.).

Ein sehr ausführliches Stellenregister (397–420) erschließt die in diesem Werk edierten Beiträge Bornkamms äußerst gründlich. Auf die bibliographischen Daten der Erstveröffentlichung der Aufsätze im ersten Teil wird am Ende verwiesen (421). Dem Herausgeber ist für die editorische Arbeit sehr zu danken, die wichtige Texte eines Altmeisters der Exegese erstmals der Öffentlichkeit zugänglich macht.

Michael Hölscher (2011)

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