THEMENHEFT: Lufthoheit - Die Faszination der Engel

Buchvorstellung - 29.06.2011

Eulenfisch
Limburger Magazin für Religion und Bildung
Heft 1/2011



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Wir stehen vor einem mehrdeutigen Befund. Wohin man blickt, wimmelt es von Engeln: Engel begleiten uns in der Werbung, im Film und auf Postkarten. Engel sind beliebt. Nicht der militanteste Laizist käme auf die Idee, ein Verbot für Engel im öffentlichen Raum zu fordern, obwohl Engel doch etwas mit Religion zu tun haben – oder etwa nicht? Engel sind in unserer technisierten Welt jedenfalls omnipräsent. Sie scheinen gleichsam durch die Frontlinien des religionspolitischen Diskurses unbeschwert und unbeschadet hindurchzuschweben. Niemand käme auf die Idee, ein Engelverbot analog dem Kruzifixverbot zu fordern. Engel sind allseits akzeptiert und auch interkonfessionell, ja sogar interreligiös gut aufgestellt: Engel sind nämlich nicht nur katholisch, auch bei evangelischen Christen erfreuen sich die Himmelsboten nicht erst in jüngster Zeit wachsender Beliebtheit, was das Zitat von Dietrich Bonhoeffer auf der letzten Seite unseres Magazins eindrucksvoll belegt. Voll Hochachtung sind aber auch die Zeugnisse von Engeln im Judentum und Islam. Engel sind offenkundig religiös absolut pluralitätsfähig und somit vorauseilende Boten im Dialog der Religionen.

Sind Engel aber auch ein echtes Thema im Religionsunterricht? Ein Blick in die Lehrpläne und einschlägigen Unterrichtswerke ist ernüchternd: Engel spielen religionspädagogisch nur eine untergeordnete Rolle, sie werden allenfalls in den Zeugenstand gerufen, wenn es darum geht aufzuzeigen, dass unsere Medien- und Werbewelt transzendenzsensibel ist, also nicht ohne die geflügelten Himmelwesen auskommt. Freilich sind diese marktförmigen Wesen meist Boten einer eher diesseitigen „frohen Botschaft“.

Die jüngste Ausgabe des Eulenfisch „Lufthoheit - Die Faszination der Engel“ nimmt diesen mehrdeutigen Befund zum Anlass, einmal genauer auf das Phänomen der Engel zu blicken - selbstverständlich mit der unserem Magazin eigenen eulenfischtypischen Doppelperspektive von Glaube und Vernunft. Dass Engel bei aller zeitgeistigen Vereinnahmung gerade theologisch ernst zu nehmen sind, zeigen unsere Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Blickrichtungen auf. Wir spannen dieses Mal einen weiten Bogen vom Christentum über den Islam bis hin zur Esoterik - mit einem stark bildtheologischen Schwerpunkt, was angesichts des Reichtums an Engeldarstellungen in der bildendenden Kunst auch nahe liegt.

Dabei steht die ikonografische Lufthoheit der Engel in einem direkten Umkehrverhältnis zum strengen Bilderverbot des Dekalogs. Du sollst Dir kein Bildnis machen, damit Gott Gott sein kann und nicht zum Produkt unserer menschlichen Bedürfnisse schrumpft. Engel stehen in den drei monotheistischen Religionen für diese göttliche Alteritätsmarkierung und wollen als göttliche Wegmarken verstanden werden. Zugleich sind sie auch göttlicher Unterpfand der Nähe und Liebe Gottes. Sie sind Boten und zugleich Beistand des Ich-bin-da.

Leseproben, Unterrichtsmaterialien und das gesamte Heft zum Herunterladen finden Sie hier.


Quelle: www.eulenfisch.bistumlimburg.de/

(BW)