Gericht - Gerechtigkeit - Versöhnung - Himmel

Buchvorstellung - 30.03.2010

Ottmar Fuchs
Das Jüngste Gericht
Hoffnung auf Gerechtigkeit

Regensburg: Pustet 2007
284 Seiten, € 19,90
ISBN 978-3-7917-2063-0

Kann das Jüngste Gericht für Menschen von heute überhaupt noch ein Thema sein? Haben religions- und kirchenkritische Denker nicht schon längst herausgearbeitet, dass die damit verbundenen Vorstellungen im Laufe der Geschichte immer wieder dazu instrumentalisiert worden sind, Menschen religiös und gesellschaftlich zu disziplinieren? Kein Zweifel: Wer heute vom Jüngsten Gericht redet, der muss damit rechnen, dass er – auch unter Gläubigen – auf Skepsis, Unverständnis, ja sogar Ablehnung stößt. Provozierend ist solche Rede allemal.

Vor diesem Hintergrund stellt das Buch von Ottmar Fuchs ein Wagnis dar, dessen Ausgang zunächst einmal als ungewiss erscheint. Dementsprechend behutsam geht der Autor vor. Er hat sein Buch als eine „Spurensuche“ in die „letzten Dinge“ Tod, Auferstehung, Gericht und Himmel hinein konzipiert. Von verschiedenen Ausgangsorten ausgehend will er sich in den Kapiteln vortasten. Er beginnt bei seiner Suche mit Spuren, die schon im Hier und Jetzt über den Tod hinausweisen.

Eine ganz wesentliche führt über die Sprache der Hoffnung und die Gottesbeziehung hinein in das Geheimnis Gottes. Im zweiten Kapitel geht es um die Frage, was der Mensch angesichts seines Tuns zu erwarten hat: himmlischen Lohn! – Aber: Auch höllische Strafe? Ottmar Fuchs zeigt, dass solche Erwartungen im Horizont der Gnade Gottes buchstäblich durchkreuzt und überboten werden. Gott ist immer größer als die eigenen menschlichen Vorstellungen von Gericht, Liebe, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Das nächste Kapitel nimmt die biblische Klagespiritualität als eine Spur für das innere Geschehen des Jüngsten Gerichts ernst. Die Klage ist kein Akt des Widerrufs und keine Manifestation des Unglaubens, sondern sie hält gerade in der äußersten Bedrängnis die Verbindung zu Gott aufrecht. Kapitel vier wendet sich dem Thema des Gerichts und der Rechtfertigung zu. Kapitel fünf kreist um die Bilder vom Himmel und die Hoffnungen, die sich damit verbinden. Kapitel sechs und sieben lenken den Blick noch einmal zurück und fragen danach, wie man das Leben in endzeitlicher Hoffnung anders und neu gestalten kann. Besondere Bedeutung kommt hier dem Sakrament der Buße zu. In ihm wird das künftige Gericht gewissermaßen schon im Hier und Heute vorweggenommen. Der Mensch kann Vergebung erfahren und ernsthaft lernen, sein Leben neu auszurichten und wieder neu anzufangen.

Ottmar Fuchs hat ein wahrhaft befreiendes Buch geschrieben. Er zeigt: Das
Bekenntnis zum Jüngsten Gericht hat nichts mit alten Höllendrohungen zu tun, sondern es formuliert die große Hoffnung, dass es weder eine Versöhnung auf Kosten der Gerechtigkeit, noch eine Gerechtigkeit auf Kosten der Versöhnung geben wird. Also: Ohne Gericht keine Gerechtigkeit, ohne Gerechtigkeit keine Versöhnung, ohne Versöhnung kein Himmel.

Michael Hartmann (2008)

Quelle: www.biblische-buecherschau.de 2008
Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart