Bibel in Tradition und Verkündigung

Buchvorstellung - 28.03.2010

Franz Josef Ortkemper (Hg.)
Florian Schuller (Hg.)
Berufen, das Wort Gottes zu verkündigen
Die Botschaft der Bibel im Leben und in der Sendung
der Kirche

Stuttgart: Verlag Kath. Bibelwerk 2008
136 Seiten, € 14,80
ISBN 978-3-460-33075-7

Zur Vorbereitung auf die Weltbischofssynode zur Bibel in Rom fand in der Katholischen Akademie in München auf Initiative des Katholischen Bibelwerks e.V. eine Fachtagung statt, deren Hauptbeiträge nun in Buchform vorliegen.

Martin Ebner legt darin die Grundoptionen der historisch-kritischen Exegese dar. Er zeigt auf, dass die historische Kritik als Anwältin die Fremdheit der Bibeltexte verteidigt und die Aufgabe hat, heutige Leser und Verantwortliche in der Kirche mit den Anfängen der kirchlichen Bewegung zu konfrontieren. Der fulminant geschriebene Beitrag ist nicht nur als Plädoyer für die in letzter Zeit ziemlich in die Kritik geratene historisch-kritische Exegese, sondern er verbindet ein hohes Lesevergnügen mit wichtigen hermeneutischen Beobachtungen und Praxisbeispielen. So räumt Ebner gleich zu Beginn mit der angeblichen Objektivität der Forschung und Forschenden auf, in dem er die von – eben unterschiedlichen - Interessen geleitete Auswahl an Fragestellungen und Methoden der Forschungszirkel thematisiert. Die Berechtigung der Literarkritik vergleicht er ganz praktisch mit eigenen Entdeckungen und Entscheidungen bei der Predigtvorbereitung, stellt sie dabei in den weiten Horizont der Entstehung der biblischen Schriften als weitergeschriebene und aktualisierte Gemeinschaftsliteratur und kann somit ihre bleibende Bedeutung und Notwendigkeit für den forschenden wie verkündigenden Umgang mit der Schrift fruchtbar machen. Die Notwendigkeit der sozialgeschichtlichen, i.e. historischen Frage wird anhand des Markusevangeliums besonders eindrücklich vor Augen geführt. Ebners Betrachtung der biblischen Kanonbildung in frühchristlicher Zeit schließlich schlägt nicht nur eine Brücke zum nächsten Beitrag, sondern zeigt, dass auch historisch-kritisch forschende Exegeten sich durchaus mit Fragen der Bedeutung der Bibel als kanonischer und kirchlicher Literatur beschäftigen und gewichtige Entdeckungen machen.

Christoph Dohmen legt daran anschließend die Prämissen der Kanonischen Exegese dar. Für die Auslegung der Kirche sei der Kanon der biblischen Texte die entscheidende Bezugsgröße und „der erste Kontext“. Die Erkenntnisse der historischen Kritik seien zwar grundlegend und hilfreich, dennoch vernachlässigten sie, dass die biblischen Texte vom Judentum und Christentum als Glaubensgemeinschaften tradiert würden und auch heute noch als Glaubenszeugnisse gelesen werden wollen.

Spannende Einblicke in die Zeit des Zweiten Vatikanums und in die Entstehung des Bibel-Dokuments „Dei Verbum“ ermöglichen die Beiträge von Karl Kardinal Lehmann und Erich Zenger. Ansgar Franz schließlich erläutert die seit dem zweiten Vatikanum gültige Leseordnung in ihrer Entstehung und Textauswahl und diskutiert spannende Möglichkeiten der Verbesserung. Der Beitrag von Ottmar Fuchs über die biblische Predigt verdient Aufmerksamkeit, da dieses Thema auch nach der Bischofssynode vermutlich schnell auf der Tagesordnung der Ortskirchen und der ausbildenden Universitäten stehen dürfte.

Alle Beiträge atmen die ungeheure Dynamik und Lebendigkeit der „Bibel im Leben und in der Sendung der Kirche“ und sie geben nachdenkenswerte Impulse für den weiteren Weg von Lehramt, Universitäten und die Praxis der Gemeinden und aller Lesenden.

Bettina Eltrop (2008)

Quelle: www.biblische-buecherschau.de 2008
Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart