Josefsgeschichte

Buchvorstellung - 04.05.2010

Peter Weimar
Studien zur Josefsgeschichte
(SBAB, 44)

Stuttgart: Verlag Kath. Bibelwerk 2008
318 Seiten, € 49,90
ISBN 978-3-460-06441-6

Der vorliegende Band sammelt acht Beiträge –zwei davon bisher unveröffentlicht – des 2007 emeritierten Münsteraner Professors für Exegese des Alten Testamentes Peter Weimar, wobei alle acht Beiträge in Zusammenhang mit Untersuchungen zur Josefsgeschichte stehen. Ganz nebenbei gilt dabei zu erwähnen, dass diese Sammlung im ersten von T. Hieke und T. Schmeller herausgegebenen SBAB-Band erscheint. Das Format ist neu, das Outfit präsentiert sich ganz frisch.

Der erste – „Josef – Eine Geschichte vom schwierigen Prozess der Versöhnung“ – und der letzte Beitrag – „Spuren der verborgenen Gegenwart Gottes in der Geschichte. Anmerkungen zu einer späten Redaktion der Josefsgeschichte“ – behandeln bibeltheologische Themen. Der Prozess der Versöhnung und die Gegenwart Gottes innerhalb der Geschichte des Einzelnen sowie innerhalb der breiteren Geschichte von Nationen und Völkern stellen sich als die zwei herausragenden Motive von Gen 37-50 heraus.

Die übrigen Beiträge beschäftigen sich mit Struktur und Aufbau („Die Josefsgeschichte als theologische Komposition“ und „Eine bewegende Rede. Komposition und Theologie der Rede Judas in Gen 44,18-34“) bzw. mit Funktion, Stellung und Bedeutung („Jahwe aber war mit Josef [Gen 39,2]. Eine Geschichte von programmatischer Bedeutung“; „Gen 46,1-5 – Ein Fremdkörper im Rahmen der Josefsgeschichte“; „‚Fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen!' [Gen 46,3]. Funktion und Bedeutung von Gen 46,1-7 im Rahmen der Josefsgeschichte“ und „'Wir werden dem Pharao Diener sein' [Gen 47,25b]. Stellung und Bedeutung von Gen 47,13-26 im Rahmen der Josefsgeschichte“) von einzelnen Perikopen innerhalb der Josefsgeschichte.

Ein großes Feingefühl für die intertextuellen Beziehungen zwischen Texten und für die Bestimmung von feinmaschigen theologischen Zusammenhängen haben die Arbeit von P. Weimar stets gekennzeichnet, gelingt es ihm doch, sowohl schwierige Sachverhalte und komplizierte Fragestellungen zu behandeln bzw. zu erklären als auch weitläufigere Motive innerhalb der theologischen Entwicklung von Texten zu unterstreichen bzw. hervorzuheben.

Der Umstand, dass sein Verständnis der Entstehung der Josefsgeschichte einen durch mehrere Redaktionen zustande gekommenen Endtext voraussetzt, kommt sogar in den eher bibeltheologisch orientierten Aufsätzen zum Vorschein. Gerade diese seine Einstellung dem diachronen Wachstum von Gen 37-50 gegenüber ist jedoch oft ausschlaggebend, die Bedeutung von einzelnen Textabschnitten zu bestimmen: Gen 46,1-5 wird dabei z.B. als ein „Fremdkörper“ betrachtet, während sich Gen 47,13-26, obwohl dieser Text „sehr disparat“ wirkt, in die Gesamtkomposition der Josefsgeschichte gezielt einordnet. Auch wenn die Argumente für die eine oder andere Entscheidung nicht immer einwandfrei zu überzeugen vermögen, wurden einige Ergebnisse der Arbeit von P. Weimar sehr
stark von der Forschungsgemeinschaft rezipiert. Das Bemühen, kompositorische Zusammenhänge und Textstrukturen hervorzuheben und diese gekonnt mittels Schaubildern bzw. plastischen Darstellungen zu präsentieren, sowie die beneidenswerte Fähigkeit, die Gestalt eines Textes mit seinen intertextuellen Beziehungen zu erläutern, bleiben das große Plus der Forschung von P. Weimar. Die vorliegende Sammlung seiner Aufsätze über die Josefsgeschichte macht seine Forschung von Fachkollegen abgesehen nun leichter und bequemer auch für ein breiteres, interessiertes Publikum zugänglich.

Simone Paganini (2008)

Quelle: www.biblische-buecherschau.de 2008
Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart