Der Gottessohn in der Verschwörungsliteratur

Buchvorstellung - 25.04.2010

Matthias Wörther
Betrugssache Jesus
Michael Baigents und andere Verschwörungstheorien auf dem Prüfstand

Würzburg: Echter 2006
157 Seiten, € 10,00
ISBN 978-3-429-02821-3

Fände diese Art von Auseinandersetzung mit Jesus als Gestalt der Geschichte und des Glaubens vermehrt Eingang in Religionsunterricht, Predigt oder auch Allgemeinbildung für Schüler und Erwachsene, hätten es „Verschwörungstheorien“ in Sachen Jesus weniger leicht. Speziell den entsprechenden Publikationen von Michael Baigent, die es durch das „Sakrileg“ bzw. den „Da Vinci Code“ zu unglaublicher medialer Aufmerksamkeit gebracht haben, wendet sich Matthias Wörther mit diesem Buch zu.

Jenen, die nicht an den spannenden Krimis und abstrusen Hypothesen interessiert sind, sondern die lediglich wissen wollen, welche Behauptungen in der einschlägigen Literatur bezüglich Jesus aufgestellt werden, erspart das Buch die Lektüre der dicken Romane und pseudowissenschaftlichen Publikationen. Überzeugend wird nachgewiesen, dass Letztere trotz imposanter Fußnoten und Literaturverzeichnisse alles andere als wissenschaftlich arbeiten und am liebsten im Konjunktiv formulieren oder sich auf geheime Quellen berufen. So werden auf fragwürdigen Grundlagen noch fragwürdigere Konstrukte aufgebaut.

Leider ist das Buch von Wörther zu stark vom Bestreben geprägt, diese Verschwörungsliteratur zu kritisieren und zu entlarven, während er die Chance verpasst, die z.T. durchaus interessanten Fragestellungen aufzugreifen und Pseudowissenschaft durch aktuelle Erkenntnisse zu widerlegen. So böte z.B. die These vom mit Maria von Magdala verheirateten Jesus einen willkommenen Anlass, über die Rolle von Frauen in der Jesusbewegung und vielleicht sogar über das Miteinander von Frauen und Männern und die Einstellung der Evangelien zu Ehe und Sexualität zu informieren.

Daniel Kosch (2008)

Quelle: www.biblische-buecherschau.de 2008
Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart