Peter Müller / Gerhard Büttner / Roman Heiligenthal
Die Gleichnisse Jesu
Ein Studien- und Arbeitsbuch für den Unterricht
Stuttgart: Calwer Verlag 2002
224 Seiten, € 19,90
ISBN 978-3-7668-3765-3
Dieses Buch über die Gleichnisse Jesu ist eine Gemeinschaftsarbeit von
evangelischen Neutestamentlern und Religionspädagogen. Ihr erklärtes Ziel ist es, ein neues, integratives Verfahren für die Behandlung von Gleichnissen im Unterricht zu entwickeln. Die Orientierung am Text und die Orientierung an den Schülern spielen dabei eine gleichermaßen wichtige Rolle.
Als Erstes geben die Autoren einen dichten Überblick über die verschiedenen exegetischen Zugangsweisen zu den Gleichnissen. Angefangen von der langen allegorischen Auslegungstradition, deren Überwindung durch Adolf Jülicher Ende des 19. Jh. bis hin zu neueren Ansätzen, welche Erkenntnisse aus der Philosophie, der Literaturwissenschaft, der Kommunikationstheorie oder der Psychologie
integrieren, werden alle bedeutenden Konzepte vorgestellt. Zusammenfassungen und wichtige Aussagen werden jeweils durch kleine Piktogramme markiert, ebenso die locker eingestreuten Verweise auf verwendete und weiterführende Literatur. Das erleichtert die Orientierung in diesem kompakten Buch ungemein.
Im anschließenden Kapitel geht es um die Frage, wie Gleichnisse im
Religionsunterricht bislang verwendet worden sind. Hier reicht der Überblick von der Evangelischen Unterweisung – sie war nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die Sechzigerjahre hinein bestimmend – bis hin zur Symboldidaktik der frühen Neunzigerjahre. Dann werden heutige Schwerpunkte skizziert. Diese lassen sich viel stärker als frühere Entwürfe von entwicklungspsychologischen Erkenntnissen leiten. Von besonderer Bedeutung ist hierbei das Elementarisierungskonzept Karl Ernst Nipkows. Für das integrative Konzept des vorliegenden Buches, in dem Text- und Rezeptionsorientierung, Schüler- und Erfahrungsorientierung zusammenkommen, spielt es die entscheidende Rolle. Ein Schaubild fasst die einzelnen Elementarisierungsbereiche zusammen (78).
Vor dem Hintergrund der erarbeiteten Theorie werden in den anschließenden Kapiteln verschiedene Gleichnisse in den Blick genommen. Folgende Arbeitsschritte sind dabei vorgesehen: 1. Einleitender Impuls, der den Verstehensprozess anstößt; 2. Vorstellung elementarer (Text-)Strukturen; 3. Thematisierung elementarer Erfahrungen, die in das Gleichnis eingegangen sind bzw. in die Lebenswelt der Schüler gehören; 4. Erhebung der elementaren Wahrheit (als Verschränkung von Mitteilungsabsicht des Textes mit wesentlichen Gegenwarts- und Zukunftsfragen der Kinder und Jugendlichen); 5. Unterrichtliche Konkretionen. Paradigmatisch werden diese fünf Schritte zuerst am Gleichnis von der sich durchsetzenden Saat (Mk 4,3-9,13-16) angewendet, dann an Texten vom Suchen und Finden (Lk 15,1-7 und Mt 18,10-14). Weitere Felder, auf denen sie zum Einsatz kommen, sind verschiedene Gleichnisse vom Reich Gottes und schließlich Texte, die zu neuen Erfahrungen herausfordern, wie etwa das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1-16) oder die Parabel vom betrügerischen Verwalter (Lk 16,1-9). Durchgängig zeigt sich, wie fruchtbar dieses integrative Verfahren für die Behandlung von Gleichnissen im Unterricht ist.
Ein ausführliches Glossar nebst Literaturverzeichnis rundet dieses anregende Buch ab. Ein gelungenes Beispiel für die Kooperation von Exegese und Religionspädagogik!
Michael Hartmann (2008)
Quelle: www.biblische-buecherschau.de 2008
Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart