Verena Scholl
Rembrandts biblische Frauenportraits
Eine Begegnung von Theologie und Malerei
Zürich: Theol. Verlag 2006.
192 Seiten, € 20,80
ISBN 978-3-290-17384-5
„Nicht Ehre suche ich, sondern Freiheit“ – Dieses Motto versuchte der
niederländische Maler Rembrandt van Rijn (1606-1669) sowohl im Leben als auch in seiner Kunst umzusetzen. Das scheint ihm à la longue in beiden Bereichen auch geglückt zu sein. Der Weg in die selbstbestimmte künstlerische wie persönliche Freiheit wollte jedoch hart erkämpft sein. Rembrandts Biografie ist von ebenso viel Erfolgen wie Niederlagen gesäumt. Dabei war ihm, dem reformierten Christen, die Bibel stete Begleiterin und kritischer Spiegel seines Lebens.
Wie sehr Bibellektüre und die Kunst zu Medien für die Verarbeitung eigener innerer Prozesse wurden, veranschaulicht Verena Scholl in ihrem Buch auf ganz hervorragende Weise. In den Mittelpunkt stellt sie Rembrandts ausdrucksstarke und lebensnahe Frauenportraits zu Texten aus dem Alten und Neuen Testament. In allen Lebensabschnitten prägte Rembrandts Beziehung zu Frauen sein künstlerisches Werk. Die biblischen Frauengestalten wie z.B. Batseba, Asenat, Ester, Maria von Magdala oder die Samariterin am Brunnen, sie alle bekommen ihre starke Ausdruckskraft und Lebendigkeit gerade aus den alltäglichen Erfahrungen heraus. In diesen Portraits erweist sich der Künstler auch als ein sehr genauer und sensibler Leser der biblischen Hintergrundtexte. Die theologischen Erkenntnisse, die er aus seiner Exegese zieht, versucht er in die Sprache der Malerei zu übersetzen. Die dabei anstehenden Transformationsprozesse sind überaus spannend zu beobachten.
Beständig versucht Rembrandt für das, was sich ihm neu erschließt, eine neue Bildsprache zu finden. So wandelt er sich im Laufe seiner künstlerischen Entwicklung vom barocken Historienmaler hin zu einem großen „Maler des Seelischen“. Der Schlüssel in seiner Malerei wird zunehmend das Licht, das er mit immer größerer Meisterschaft zur Sichtbarmachung von spirituellen Tiefendimensionen einzusetzen versteht. Der genaue, unverstellte Blick auf das Innere des Menschen macht ihn in den Künstlerkreisen seiner Zeit einzigartig. Gerade in diesem Blick ist er aber uns heutigen, (post-)modernen Menschen sehr nah. Verena Scholl bringt Rembrandts Frauenportraits zum Sprechen und sie erschließt auf subtile Art und Weise die spirituelle Kraft, die von diesen (Meditations-)Bildern ausgeht. Nicht zuletzt dies macht ihr überaus interessantes, schön gestaltetes Buch zu einem echten Kleinod auf dem theologischen Büchermarkt. Wer Rembrandt bereits kennt, der wird neue Aspekte bei ihm und seinem Werk entdecken, wer ihn bis dato noch nicht so gekannt hat, der wird von seiner lebensnahen Synthese von Theologie und Malerei begeistert sein.
Michael Hartmann (2008)
Quelle: www.biblische-buecherschau.de 2008
Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart