Handlungstipps für das Unterrichten

Buchvorstellung - 05.05.2011

Elizabeth Breaux
Alle Schüler erreichen & erfolgreich unterrichten
Erprobte Handlungsmuster für alle Fälle und alle Klassen

Buxtehude: AOL-Verlag 2010
165 Seiten
ISBN 978-3-8344-8134-4

„Keiner darf zurückbleiben“. Unter dieser Prämisse gibt die Autorin praxiserprobte Handlungstipps für erfolgreiches Unterrichten. Die Tipps sind fach- und schulstufenunabhängig und decken das große Themenfeld Klassenführung ab. Elizabeth Breaux ist in den USA eine gefragte Autorin und Referentin, so der Klappentext, die in der Lehrerausbildung arbeitet. Ihre langjährigen schulpraktischen Erfahrungen konnte sie vor allem im Umgang mit schwierigen Schülerinnen und Schülern sammeln.

Dies spiegelt sich in der gesamten Aufmachung des Buches. Einzelne Themen oder schulische Problemsituationen werden unterschieden und in jeweils knapp 10 seitigen Abhandlungen bearbeitet. Die Themenwahl zeigt, dass hier eine Person von der Praxis berichtet und aus der Praxis kommt: Lob und Dank, Der erste Eindruck, Machtkämpfe vermeiden, Ordnung im Klassenzimmer, Differenzierung und so weiter. Alles Themen, mit der sich eine Lehrkraft alltäglich beschäftigen muss. Zu all diesen Themen – es sind 15 Kapitel – werden praxistaugliche Tipps gegeben, die sich m. E. vor allem an AnfängerInnen richten. Die Tipps sind klar formuliert, eingängig und in einer leicht verständlichen Sprache verfasst. Hier liegt der Vorteil des Buches.

Bei der Lektüre merkt man, dass die Erfahrungsberichte und die Tipps in einer Weise dargebracht sind, die unseren ausbildungsspezifischen Inhalten und konkreten schulischen Modularitäten eher weniger entsprechen, auch wenn sie gleichwohl Probleme erfassen, die überall virulent sind. Jedes Kapitel beginnt mit einer Situationsschilderung, die das Thema des Kapitels ins Zentrum einer Unterrichtssituation stellt. Es folgt ein Lösungsansatz, der mit „So klappt es“ überschrieben ist, ehe ein anderer Lösungsansatz mit der Überschrift „So klappt es nicht“ dargestellt wird. Eine Zusammenfassung, in der beide Lösungsansätze auf einer höheren Abstraktionsebene analysiert und bewertet werden, rundet das Kapitel ab. Die Tipps selbst sind eher weniger spektakulär. Letztlich liegt das Problem in der Schule, respektive im Lehrerhandeln in der Performanz, d.h. nicht im Wissen darüber, wie es gehen soll, sondern in den Reibungsverlusten bei der Umsetzungspraxis. Hierzu gibt das Buch „Konsequenz“ als Antwort – auch keine epochenverändernde Erkenntnis.
„So“ und „Wie“ Formulierungen finden sich auch in den Kapitelüberschriften.
Diese Diktion suggeriert m.E., dass die klare Befolgung der vorgeschlagenen Handlungsanweisung eine Erfolgsgarantie für gutes Unterrichten sei. In schwarz-weiß-malerischer Gegenüberstellung von „Gut“ und „Böse“ gehen genaue Analyse und differenziertes Beobachten verloren. Handeln ist angesagt. Die Lehrkraft scheint die Alleinverantwortung für funktionierende Unterrichtssettings zu haben und herzustellen, ja herstellen zu müssen. Schüler und Schülerinnen kommen als Gesprächspartner kaum vor, Rahmenbedingungen werden vernachlässigt usw.
Die Tipps als solche sind m.E. Tipps für die Lehrkraft als der „Macher“ – ein Lehrerbild, das mit dem Rollenverständnis hierzulande nicht deckungsgleich ist. Deshalb müssen die vorgeschlagenen Handlungsanweisungen noch einmal auf den Prüfstand, ehe sie in unserem Unterricht umgesetzt werden, damit es wirklich „So klappt“.

Frank Wenzel