Matthias Kopp (Hg.)
Johannes Paul II
Versöhnung zwischen den Welten
Im Gespräch mit den Religionen
München: Verlag Neue Stadt. 2004
230 S., EURO 19.90
ISBN 3-87996-590-0
Ein lesenswertes Buch – „Versöhnung zwischen den Welten“ – befasst sich sehr gründlich mit jenen bahnbrechenden päpstlichen Initiativen, die in den letzten beiden Jahrzehnten im Dialog mit den nichtchristlichen Religionen erfolgt sind – etwas völlig Neues in der Kirchengeschichte. Wir nehmen zur Kenntnis, wie weit sich der Papst auf diesem Geb
Der Herausgeber des Sammelbandes, Matthias Kopp, hat eine Unmenge päpstlicher Äußerungen zur interreligiösen Frage durchforstet und die wichtigsten von ihnen, versehen mit klugen Einleitungen, wiedergegeben. Damit ist ein hochinteressantes Stück konkreter Kirchengeschichte unserer Zeit erkennbar geworden. Am weitesten ist der Dialog mit dem Judentum gediehen. Johannes Paul II. ist nicht nur ein leidenschaftlicher Kämpfer gegen jeden Antisemitismus, er bekennt auch eindeutig die historische Schuld der Christen gegenüber den Juden und bittet diese um Vergebung und um einen Neuanfang. Er ist der erste Papst, der eine Synagoge besuchte. Noch mehr: Johannes Paul II. geht auch in der theologischen Anerkennung des Judentums über alle bisherigen Grenzen hinaus. Sein Gebet an der Klagemauer in Jerusalem ist ein bewegendes Zeugnis dieses neuen Geistes, hinter den die Kirche nicht mehr zurück kann.
Das zweite Kapitel des Buches behandelt in ähnlicher Weise den Dialog mit dem Islam, der natürlich bei weitem nicht so weit gediehen ist und andere Schwerpunkte setzt. Aber auch hier wird deutlich, dass Johannes Paul II. entschieden gewillt ist, ein anderes Kapitel der Geschichte aufzuschlagen, wobei vor allem seine Forderung, überall wahre Religionsfreiheit anzuerkennen, eine tiefgehende Kehrtwendung im Selbstverständnis auch der katholischen Kirche bedeutet. Hier hat er die vorsichtige Öffnung des zweiten Vatikanischen Konzils entschieden vorangetrieben.
Das dritte Kapitel, das über den Dialog der katholischen Kirche mit dem Buddhismus, mit Hinduismus und den afro-amerikanischen Naturreligionen (z. B. Voodoo) berichtet, zeigt ebenfalls bedeutende Ansätze, wobei aber deutlich wird, dass hier dem Papst offensichtlich ein persönlicher Zugang fehlt. Dennoch sagte er z. B. zur Eröffnung der Asien-Bischofssynode 1998: „Wir wollen hellhörig sein, was der Geist zu den Kirchen sagt, damit sie Christus im Kontext des Hinduismus, des Buddhismus, des Schintoismus und all jener Denk- und Lebensströmungen zu verkünden verstehen, die in Asien schon verwurzelt waren, ehe die Predigt des Evangeliums dorthin gelangte.“
Abschließend dokumentiert das Buch die drei historischen Friedensgebete der Religionen in Assissi 1986, 1993 und 2002, verbunden mit der Darstellung einiger anderer Initiativen. Assissi III endete mit folgenden päpstlichen Ausrufen: „Nie wieder Gewalt! Nie wieder Krieg! Nie wieder Terrorismus! Im Namen Gottes bringe jede Religion der Welt Gerechtigkeit und Frieden, Vergebung und Leben, Liebe!“
Manfred Plate
(Erstveröffentlichung in „Christ in der Gegenwart“, Nr. 34/04, S. 278. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Verfassers)
Quelle: Informationen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer Bistum Limburg 33 (2004), Heft 4, S. 270f.