Gewaltstrukturen im Schulleben

Buchvorstellung - 27.04.2009

Graham Gardner
Im Schatten der Wächter

Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus GmbH 2004
199 Seiten, € 14,50
ISBN 3-7725-2251-3

Der 12-jährige Elliot steht vor einem Neuanfang. Sein Vater ist nach einem Überfall nicht mehr arbeitsfähig, die Familie muss umziehen, ein Schulwechsel steht an. An seiner alten Schule war Elliot ein Mobbing-Opfer, doch das soll jetzt anders werden. Er legt sich ganz bewusst eine neue Identität zu und tut alles, möglichst unauffällig durch den Schulalltag zu kommen. Aber auch an dieser Schule gibt es Täter und Opfer, gibt es ein geheimes System von Bespitzelung, Schikanen und Quälereien. Eine geheime Organisation, die Wächter genannt, unterdrückt alle Schüler, die sich nicht ihrer Herrschaft unterordnen wollen. Weder Eltern noch Lehrer wagen es, gegen die Brutalität einzuschreiten. Elliots Probleme beginnen, als die Täter auf ihn aufmerksam werden und ihn zum Mitmachen nötigen.

Würde er sich verweigern, wäre er das nächste Opfer. Er weiß noch zu gut, wie schrecklich es ist, gequält zu werden. Elliot gerät immer stärker in den Sog der Täter-Clique, ist aber gleichzeitig auch mit einem potenziellen Opfer befreundet. Er muss eine Entscheidung treffen. Als er sich in seine Mitschülerin Louise verliebt, verschärft sich sein Gewissenskonflikt. Beeindruckt von der Charakterstärke des Mädchens erkennt er, dass er handeln muss.

Der Autor schildert eindringlich, dass sich Gewaltstrukturen besonders gut entwickeln, wenn die Verantwortlichen aus Angst wegsehen.

Nicht nur das brutale Klima dieser englischen Schule, sondern auch die inneren Konflikte Elliots werden in einer Intensität geschildert, die über das Thema Mobbing hinaus eine Auseinandersetzung mit ethischen und moralischen Fragen herausfordert.

Dieses Buch wird von der Jury des „Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises 2005“ besonders empfohlen.

Quelle: Deutsche Bischofskonferenz, Arbeitshilfe 192 (2005), S. 10.