Zivilcourage in der NS-Zeit
Buchvorstellung - 02.07.2010
Michael Morpurgo
Warten auf Anya
Hamburg: Carlsen Verlag 2009
172 Seiten € 12,90
ISBN 9783551581464
Der zwölfjährige Jo lebt in einem kleinen französischen Ort in den Pyrenäen. Vom Krieg ist in der abgeschiedenen Gegend wenig zu spüren, und so verbringt Jo seine Tage mit Schafe hüten. Eines Tages trifft er im Wald einen fremden Mann, der offensichtlich unentdeckt bleiben will. Benjamin ist Jude und hat es auf seiner Flucht vor den Nazis bis ins abgelegene Haus seiner Schwiegermutter geschafft. Hier hofft er angstvoll auf die Ankunft seiner Tochter Anya, die er noch auf der Flucht vermutet. Benjamin nutzt die Zeit und hilft jüdischen Kindern, über die Berge ins rettende Spanien zu gelangen. Er bittet Jo um Mithilfe. Als Deutsche das Dorf besetzen, wird die Situation lebensgefährlich.
In einer dramatischen Rettungsaktion und mit Hilfe der ganzen Dorfgemeinschaft gelingt es, die Kinder vor den Verfolgern in Sicherheit zu bringen. Nur Benjamin wird am Ende gefasst, weil er ein traumatisiertes kleines Mädchen nicht im Stich lassen will. Anyas Ankunft im Dorf erlebt er nicht mehr.
Aus der Perspektive des Jungen erzählt der britische Autor eine fesselnde Geschichte über Mut und scheinbar selbstverständliche Zivilcourage in einer Zeit voller Grausamkeit. Fern jeglicher Klischees entwirft er ein bewegendes Bild vom Widerstand gegen die Barbarei der Nazis.
Dieses Buch wird von der Jury des „Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises 2010“ besonders empfohlen.
Quelle: Deutsche Bischofskonferenz, Arbeitshilfe 239 (2010), S. 17.