Ernst Fürlinger (Hg.)
Der Dialog muss weitergehen
Ausgewählte vatikanische Dokumente zum interreligiösen
Dialog (1964-2008)
Freiburg u.a.: Verlag Herder. 2009
591 Seiten, 39,95 Euro
ISBN 978-3-451-29573-7
Im Dialog der Religionen sind Sach- und Fachkenntnis grundlegend, es geht nicht ohne sie. Gespeist werden die Kenntnisse auch aus der Vielzahl der Dokumente der katholischen Kirche zum interreligiösen Dialog. Die offizielle Ausgabe der Dokumente des Apostolischen Stuhls zum interreligiösen Dialog (1963-2005) liegt auf Englisch, Französisch und Italienisch vor.
Der Verlag Herder – unter der Federführung und Herausgeberschaft von Ernst Fürlinger – verantwortet die 2009 auf den Markt gebrachte deutsche Ausgabe. Die hier vorgelegte deutsche Ausgabe unterscheidet sich aber von der italienischen in mehrerer Hinsicht: Sie bietet keine vollständige Sammlung der Dokumente, die in der italienischen Ausgabe bereits über 1700 Seiten umfassen, sondern eine Auswahl, meist als Auszüge mit den einschlägigen Passagen. Sodann enthält die deutsche Ausgabe Einleitungen, die den theologischen und historischen Kontext der Dokumente darstellen. Weiterhin werden die Dokumente Papst Johannes Pauls II. – wegen ihrer Fülle – nicht chronologisch, sondern thematisch geordnet präsentiert. Und: der deutsche Band enthält bereits die Dokumente des neuen Pontifikates von Benedikt XVI. Wichtige Stationen in der interreligiösen Begegnung werden durch Fotos illustriert. Mit diesem Dokumentenband liegt ein ausgezeichnetes Nachschlagewerk vor, das den Prozess der Öffnung der katholischen Kirche gegenüber den anderen Religionen seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil maßgeblich dokumentiert.
Eine weitere vorbildliche Publikation – „Die offiziellen Dokumente der katholischen Kirche zum Dialog mit dem Islam“ – ist dem Verlag Friedrich Pustet gelungen. Gerade mit Blick auf die vielfältigen Umbrüche in der islamischen Welt mit ihren politischen Eruptionen, die Frage nach dem Verhältnis von Christentum und Islam wie auch die große Zahl der Muslime in Deutschland – der Islam ist hier die zweitstärkste religiöse Gemeinschaft – haben das Interesse an der islamischen Religion und die Begegnung mit dem Islam in den letzten Jahrzehnten immer stärker anwachsen lassen. Was bislang fehlte – so Karl Kardinal Lehmann in seinem Geleitwort –, war eine ausgewiesene Dokumentensammlung der katholischen Kirche im Bezug zum Islam. CIBEDO, die christlich-islamische Begegnungs- und Dokumentationsstelle der Deutschen Bischofskonferenz in Frankfurt am Main, hat nun diese „Fehlstelle“ mit der vorliegenden Veröffentlichung ausgefüllt. Dafür ist dem Herausgeber Timo Güzelmansur und den Fachwissenschaftlern Peter Hünseler und Christian W. Troll SJ für die sicherlich aufreibende Arbeit des Auswählens und des Dokumentierens herzlich Dank zu sagen. Alle relevanten Texte, gleichsam die Primärquellen zum interreligiösen Dialog und zur christlich-islamischen Begegnung – angefangen vom Zweiten Vatikanischen Konzil bis zu den jüngsten Äußerungen Papst Benedikts XVI. und die Stellungnahmen der Deutschen Bischofskonferenz – sind nun in einem Nachschlagewerk dokumentiert. Lesenswert ist die – den Quellentexten vorangestellte – Einleitung von Christian Troll, der in kurzen, knappen Strichen den christlich-islamischen Dialog der vergangenen Jahrzehnte aus katholischer Perspektive Revue passieren lässt.
Günter Riße
Quelle: Eulenfisch Literatur 3 (2010), Heft 2, S. 56f. [Literaturbeilage von Eulenfisch. Limburger Magazin für Religion und Bildung]