Biogramme von Ökumenikern

Buchvorstellung - 02.04.2011

Jörg Ernesti / Wolfgang Thönissen (Hg.)
Personenlexikon Ökumene

Freiburg u. a.: Verlag Herder. 2010
248 Seiten, 19,95 Euro
ISBN 978-3-451-30600-6

Überblickt man die hundertjährige Geschichte der Ökumenischen Bewegung, lassen sich die Fortschritte unschwer erkennen. Sie verbinden sich mit Persönlichkeiten aus allen christlichen Konfessionen, die Vorkämpfer für ein neues Miteinander geworden sind. Im vorliegenden Personenlexikon sind sie alle mit knappen, auf ihren ökumenischen Beitrag zugespitzten und mit weiterführenden Quellen- und Literaturangaben versehenen Biogrammen versammelt. Es finden sich Katholiken und Protestanten, Orthodoxe und Freikirchler, Amtsträger, Theologen und Laien schwerpunktmäßig der nördlichen Erdhalbkugel.

Behandelt werden die Pioniere der Ökumene ebenso wie die wichtigen theologischen Anreger und charismatischen Persönlichkeiten. Auffallend ist die große Rolle, die das Zweite Vatikanische Konzil nicht nur für die Wende in der Einstellung der katholischen Kirche zur Ökumene spielt, sondern auch über die nichtkatholischen Beobachter. Die Begeisterung, die für die Ökumene unverzichtbar ist, merkt man den Autoren in ihren Charakterisierungen einzelner Persönlichkeiten an. So werden Patriarch Athenagoras als „die ökumenische Seele der Orthodoxie des 20. Jahrhunderts“ und Yves Congar als „Begründer der ökumenischen Theologie auf katholischer Seite“ bezeichnet. John Meyendorf habe sich „auf vielfache Weise für die Überwindung nationaler Grenzen innerhalb der Orthodoxie und den Dialog mit den westlichen Kirchen engagiert“. Heinrich Schlier, Konvertit zum Katholizismus, sei „ökumenisch bedeutend durch seine Lebensentscheidungen und die sie begleitenden und deutenden theologischen Reflexionen“. Mehrere Theologen werden mit dem Beiwort „Pionier“ in ihrem jeweiligen Tätigkeitsfeld versehen.

Auffallend ist die Bedeutung präziser historischer Forschungen und der dadurch bewirkten Entkrampfungen im ökumenischen Gespräch. Als zentral erweisen sich die langsam aufgebauten Gesprächsstrukturen. Die dadurch ermöglichten und aufgebauten persönlichen Beziehungen bleiben unverzichtbar für eine Annäherung der Konfessionen, die nicht nur auf die katholisch-lutherische Einheit eingeengt werden darf. Ein hilfreiches, für Unterricht und Erwachsenenbildung wichtiges Nachschlagewerk zur Ökumene.

Joachim Schmiedl

Quelle: Eulenfisch Literatur 3 (2010), Heft 2, S. 25. [Literaturbeilage von Eulenfisch. Limburger Magazin für Religion und Bildung]