Die Malteser Kinderpilgerzüge

Buchvorstellung - 31.03.2011

Marie-Sophie Lobkowicz
Es fühlt sich an wie Gott
Mit Kindern nach Lourdes pilgern

Gnadenthal: Verlag Präsenz Kunst & Buch. 2010
176 Seiten, 18,95 Euro
ISBN 978-3-87630-091-7

„Weißt du, das Wasser, das fühlt sich an wie Gott!“ Dies ist die Aussage eines kleinen behinderten Jungen, der gefragt wird, was das Beste in der Woche in Lourdes war - das Baden, gefühlt mit allen Sinnen. „Es fühlt sich an wie Gott" – dieser Erfahrungsbericht erzählt von einer Woche des Malteser-Pilgerzuges mit behinderten Kindern. Die Autorin berichtet von ihren Ängsten und Befürchtungen, aber auch von schönen Erlebnissen und Freuden, die sie mit der Durchführung dieses besonderen Malteser-Kinderzuges nach Lourdes verbindet.

Beschrieben werden unter anderem Ursprung und Geschichte der Malteser Kinderpilgerzüge, die Lebensgeschichte Bernadettes, die Geschichte des Wallfahrtsortes Lourdes sowie die Hintergründe der Krankensalbung und zwei besondere Ereignisse oder Wunder. Der Ablauf der Woche mit den unterschiedlichen Messen, die besucht werden, wird in die Erzählung der Tagesabläufe eingebunden. Im Laufe der Woche verändern sich die Sichtweisen der Betreuer. „Weißt du, wenn man in den Zug einsteigt, sieht man lauter behinderte und kranke Kinder, wenn man aussteigt, sind es einfach nur noch Kinder.“ Diese Betreuer oder Teammitglieder sind junge Menschen, die sich freiwillig für diese Woche mit dem Pilgerzug gemeldet haben und die Kosten dafür auch selber tragen. Viele von ihnen haben noch nie mit Behinderten gearbeitet. Im Verlauf dieser Woche kommen sie unter Umständen an ihre physischen und psychischen Grenzen, doch ihr Glaube und der Zusammenhalt untereinander ermöglicht es ihnen durchzuhalten. Das Ganze wird in einer erfrischenden fröhlichen Alltagssprache erzählt, die die Dinge beim Namen nennt.

Die Beschreibungen der Unbeholfenheit im Umgang mit Behinderung sind sehr treffend und anschaulich realistisch. Man scheut sich auch nicht, Skepsis bezüglich der Marienverehrung anzusprechen, oder eigene Fehler einzugestehen und auch von Tränen, die Anspannungen lösen, wird erzählt. Außerdem wird davon berichtet, dass Wunder nicht automatisch immer nur tolle Erlebnisse sind, sondern die Zwiespältigkeit der Gefühle wird aufgezeigt. „Er habe aber immer gehofft, dass er nicht erneut Zeuge eines Wunders würde, da nach seiner Erfahrung ein Wunder uns arme Menschen fast vernichtet.“ Es gibt auch die Erkenntnis, dass „das Gebet für einen anderen viel stärker ist als das Gebet für einen selber.“ Ein Erfahrungsbericht, der sich leicht liest, von dem man sich in den Bann ziehen lassen kann und der anrührt. Das Buch unterstützt einen darin, mit dem Säen (z. B. im Religionsunterricht) nicht aufzuhören. „Es ist wie mit dem biblischen Gleichnis vom Sämann: Oft säen wir, durch ein Wort oder eine Tat, aber die Ernte einfahren wird jemand anders“ - ein Buch für die Seele.

Elke Pockert-Robbers

Quelle: Eulenfisch Literatur 3 (2010), Heft 2, S. 24. [Literaturbeilage von Eulenfisch. Limburger Magazin für Religion und Bildung]