Tierarten in der Bibel

Buchvorstellung - 11.03.2011

Silvia Schroer
Die Tiere in der Bibel
Eine kulturgeschichtliche Reise

Freiburg u. a.: Verlag Herder. 2010
161 Seiten m. 31 farb. Abb. und 47 Zeichnungen, 16,95 Euro
ISBN 978-3-451-32284-6

In der Bibel wimmelt es nur so von Tieren. Auf fast jeder Seite der Bibel ist von ihnen die Rede. Ungefähr 130 verschiedene Tierarten kennen die biblischen Schriften. Dennoch wird häufig übersehen, dass die Bibel auch von Tieren und nicht nur von Gott und den Menschen redet. Dabei gehören Tiere ganz selbstverständlich zur Welt des Menschen.

Sie waren und sind allgegenwärtig, was sich u. a. auch in den verschiedenen Kontexten zeigt, in denen von Tieren die Rede ist. Sie können in den biblischen Schriften näher charakterisiert werden, z. B. als Gefährten oder Freunde des Menschen, als bedrohliche Geschöpfe, deren Stärke bewundert wird, als Nutztiere, die den Menschen die Arbeit erleichtern oder zur Nahrung dienen. Die renommierte Alttestamentlerin und Inhaberin des Lehrstuhls für Altes Testament und Biblische Umwelt an der Universität Bern Silvia Schroer lädt die Leserinnen und Leser ihres Buches ein, sich mit ihr auf eine kulturgeschichtliche Reise zu den verschiedenen Tierarten der Bibel zu begeben. Am Anfang ihres Buches geht die Autorin zunächst kurz auf Tiere und Tiersymbolik im Alten Israel ein, wobei sie sehr deutlich herausstellt, dass die Tiere nach biblischer Auffassung als ein Teil der Schöpfung und nicht als ihre Garnitur zu verstehen sind. Dieses Verständnis zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und zeigt sich auch dann, wenn Silvia Schroer die Beziehung zwischen Menschen und Tieren sowie verschiedene Tierschutzbestimmungen und Rechte der Tiere in den biblischen Schriften näher erläutert. Darüber hinaus thematisiert sie die im Vergleich zu heutigen naturwissenschaftlichen Kategorien doch sehr abweichende Einteilung der Tierwelt innerhalb des biblischen Weltbildes. Dabei zeigt sie auf, wie z. B. der Lebensraum der Tiere oder aber auch weit in die Vergangenheit reichende Speisegewohnheiten die Kategorisierung prägten. In kleinen Tierportraits werden anschließend in Auswahl verschiedene in der Bibel vorkommende Tiere dargeboten.

Leider gibt die Autorin keine Kriterien für die Auswahl der von ihr vorgestellten Tiere an und verzichtet leider ebenso auf eine exemplarische Nennung weiterer in den biblischen Texten vorkommender Tiere, wodurch leicht der Eindruck entstehen könnte, dass Silvia Schroer in ihrem Buch alle Tiere behandelt. Im Rahmen der einzelnen Ausführungen erfahren die Leserinnen und Leser z. B., warum das Pferd innerhalb der alttestamentlichen Schriften einen schlechten Ruf hat; warum es ein Stier und kein Ochse ist, welcher an der Krippe steht; warum der Hund und der Frosch unbeliebt waren; warum die Heuschrecke gefürchtet wurde; was ein Klippschliefer ist und warum das Schwein in Verbindung zu dämonischen Mächten steht. Im Rahmen der einzelnen Tierportraits werden biblische Tiergeschichten gedeutet und die jeweiligen wichtigsten Charakterzüge und Besonderheiten dieser Tiere, so wie die Bibel sie sieht, kurz vorgestellt. Zahlreiche farbige und schwarzweiße Tierabbildungen aus der Umwelt des Alten und Neuen Testaments ergänzen die Vorstellung der Tiere und geben weitere Auskunft über ihre Sichtweisen im altorientalischen Kontext. Der Schwerpunkt dieses seriösen populärwissenschaftlichen Buches liegt dabei auf dem alttestamentlichen Bereich mit seiner Umwelt und weniger auf neutestamentlichen Texten. Auch das Bildmaterial stammt vor allem aus der altorientalischen Umwelt des Alten Israels. Als Adressatenkreis kommt vor allem ein biblisch orientiertes Publikum in Frage, welches erste Informationen zur biblischen Tierwelt und einen kleinen Einblick in die biblische Welt bekommen möchte. Die Sachverhalte werden allgemein verständlich und gut lesbar präsentiert.

Dieses Buch bietet eine Vielzahl an interessanten Informationen rund um die Tierwelt der Bibel, ohne sich dabei in wissenschaftlichen Diskussionen oder Darstellungen zu verlieren. Darüber hinaus werden zahlreiche systematisch nach Tieren geordnete Literaturverweise genannt, die für eine vertiefende Lektüre durchaus sinnvoll sind.

Annett Giercke-Ungermann

Quelle: Eulenfisch Literatur 3 (2010), Heft 2, S. 10f. [Literaturbeilage von Eulenfisch. Limburger Magazin für Religion und Bildung]