Fehldeutungen biblischer Texte

Buchvorstellung - 05.03.2011

Uwe Bork
Kleines Lexikon biblischer Irrtümer
Von Adam bis zu den Zehn Geboten

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus. 2009
174 Seiten, 12,95 Euro
ISBN 978-3-579-06523-6

Darauf haben Praktiker schon lange gewartet: Eine Publikation, die typische Fehleinschätzungen zur Bibel und Fehldeutungen biblischer Texte aufschlüsselt und Religionslehrer, Katechetinnen und interessierte Laien mit Material versorgt, um den gröbsten Entgleisungen zur Bibel einigermaßen fundiert und dennoch in der Sprache von heute begegnen zu können.

95 Artikel – von „Adam wurde als erster Mensch geschaffen“ über „Die Evangelien geben das Leben Jesu genau wieder“ und „Der Berliner Stadtteil Moabit hat nichts mit der Bibel zu tun“ bis zu „Zwiebeln haben aber doch nun wirklich nichts mit der Bibel zu tun“ – umfasst die Palette der Missverständnisse, mit denen das Buch aufräumen will. Doch lag die Latte hier wohl ein wenig zu hoch. So ist das kleine Lexikon zwar flott geschrieben und versorgt auch mit den wichtigsten Ansätzen zu einzelnen Themen, doch dient es eher dem eigenen Infotainment und der ersten apologetischen Abwehr in einer fröhlichen Runde als der gediegenen Information und der informativen Auseinandersetzung in einer Lerngruppe.

Denn dem Lexikon fehlt etwas, das jeder, der in der Praxis arbeitet, dringend braucht: Quellenangaben, Querverweise, Hinweise zum Weiterlesen und einen Index, der das ganze Werk erschließt. Um zu finden, was man sucht, muss man sich stattdessen durch das ganze Buch lesen und erfährt dennoch nicht, wo sich die einzelnen Themen weiterverfolgen lassen. So ist im Artikel „Maria Magdalena war eine Hure" unter Verweis auf Lk 7,36-50 zwar einigermaßen deutlich erklärt, wie es zu dieser Interpretation kommen konnte, doch die weitere Erläuterung „auch wenn es über Jahrhunderte so weitergegeben wurde und selbst Päpste diese Falschmeldung verbreiten, gibt es indes keinen Beweis dafür, dass es sich bei Maria aus Magdala um eine Prostituierte gehandelt haben könnte“ ist nicht eben erhellend. Von einem Lexikon hätte man schon einen Hinweis auf die Rolle Gregors des Großen in diesem Prozess erwarten können. Auch der abschließende Hinweis „Die katholische Kirche gestand jedenfalls erst im Jahr 1969 ihren Irrtum ein: Erst zu diesem Zeitpunkt befreite sie Maria Magdalena offiziell von dem Verdacht, gegen Geld geliebt zu haben“ hilft leider bei der Suche nach dem Dokument, in dem dies geschah, nicht weiter. Eine solche Behandlung der Irrtümer mag Firmlinge erfreuen, nicht aber Religionslehrerinnen und Katecheten. Zwar ist das Büchlein „mit Humor und einer Leichtigkeit“ verfasst, „die das Lesen zum Vergnügen“ machen sollen, doch bleibt es bei den Antworten leider auf dem gleichen oft oberflächlichen Niveau, wie es auch viele der skizzierten Irrtümer sind.

Sandra Hübenthal

Quelle: Eulenfisch Literatur 3 (2010), Heft 2, S. 7. [Literaturbeilage von Eulenfisch. Limburger Magazin für Religion und Bildung]