Anforderungen an den Religionslehrer

Buchvorstellung - 14.01.2011

Albert Biesinger / Julia Münch / Friedrich Schweitzer
Glaubwürdig unterrichten
Biographie – Glaube – Unterricht

Freiburg u.a.: Verlag Herder 2008
144 Seiten 12,95 Euro
ISBN 978-3-451-29727-4

Als „ein persönliches und wissenschaftliches Buch“ zugleich beschreiben die Autoren die Thematik des glaubwürdigen Unterrichtens und verweisen hierbei im Einleitungskapitel auf den Zusammenhang von Biographie, Glaube und Unterricht „als Zentrum religionspädagogischer Identität.“
 

Nachdem im ersten Kapitel allgemeine Fragen zur Relevanz der Lehrerbiographie im Unterricht, zu Kirche, Theologie und dem eigenen Glauben sowie dem Verhältnis zu Glaube, Lehren und Lernen gestellt werden, versucht das folgende Kapitel zu erläutern, „was besonders im Bereich des Religionsunterrichts unter ‘Glaubwürdigkeit’ verstanden werden kann“, bevor im dritten Kapitel Unterrichts-besuche der Primar- und Sekundarstufe eines konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts mit Interviewgesprächen der Lehrenden Gegenstand werden. Jeder dargestellten Unterrichtsbeobachtung folgt ein theologisch kontroverses Gespräch zwischen Albert Biesinger und Friedrich Schweitzer. Eine zusammenfassende Auswertung und Interpretation im vierten Kapitel will allgemeine Tendenzen darstellen und ein übergreifendes Gesamtbild entstehen lassen, um im darauffolgenden Kapitel „nach Konsequenzen für eine zukunftsfähige Didaktik des Religionsunterrichts im Horizont von Glaubwürdigkeit“ zu fragen. Im abschließenden Kapitel erhält der motivierte Leser Datengrundlagen und Auswertungsformen zur dargestellten Untersuchung im Überblick.

Insgesamt werden viele Buchseiten zur Erläuterung der Vorgehensweise verwendet, was sicherlich darauf zurückzuführen ist, dass es sich um ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt handelt. Dies trägt jedoch nicht zu einer leichteren Lesbarkeit bei, es führt eher zu Ermüdungserscheinungen, sodass der Leser sich stetig zum Weiterlesen motivieren muss. Ein Religionslehrer, der seinen anspruchsvollen Beruf ernst nimmt, erfährt grundsätzlich keine elementare Horizonterweiterung, da die Untersuchungsgrundlage als auch deren Ergebnisse einem „guten“ Religionslehrer ohnehin bewusst sein sollten. So lautet der Schlusssatz des ersten Kapitels: „Wir freuen uns, wenn Religionslehrerinnen und -lehrer durch dieses Buch dazu ermutigt werden, glaubwürdig zu unterrichten!“ Dies sollte aber doch eine „Selbstverständlichkeit“ für den Religionsunterricht sein, denn wie soll der Religionsunterricht ansonsten zukünftig der Aufgabe gewachsen sein, strukturiertes und lebensbedeutsames Grundwissen über den Glauben der Kirche zu vermitteln, die Schüler mit Formen des gelebten Glaubens vertraut zu machen und die religiöse Dialog- und Urteilsfähigkeit zu fördern.

Dennoch erhalten insbesondere Studierende und Berufsanfänger durch das Buch einen Einblick in die mannigfaltigen Anforderungen eines Religionslehrers, sodass dieses Buch zu einer bewussteren Entscheidung für oder auch gegen den Beruf eines Religionslehrers beitragen kann.

Andreas Thelen

Quelle: Eulenfisch Literatur 3 (2010), Heft 1, S. 48. [Literaturbeilage von Eulenfisch. Limburger Magazin für Religion und Bildung]