Josef Epping
Von Anekdote bis Wundergeschichte
Textsorten verstehen. Ein Arbeitsbuch für den Religionsunterricht

München: Kösel-Verlag 2009
240 Seiten 17,95 Euro
ISBN 978-3-466-36813-6

Im Markusevangelium heißt es, dass bei der Verkündigung der frohen Botschaft Jesus nur in Gleichnissen zu seinen Jüngern redete. Die Heilige Schrift selbst ist eine Sammlung verschiedener Textsorten wie beispielsweise die Psalmen des Alten Testaments und die Wundergeschichten des Neuen Testaments – Texte aus unterschiedlichen Zeiten mit differenzierten Ausdrucksformen.

Josef Epping, Studiendirektor sowie Ausbilder für Katholische Religion und Deutsch des gymnasialen Lehramts, hat mit seinem Arbeitsbuch eine Hilfestellung geschaffen, mittels 24 ausgewählter Textformen von Gott zu sprechen. Zielgruppen sind nicht nur Schüler der Oberstufe, sondern auch Studenten und Lehrende.

Das logisch und übersichtlich aufgebaute Buch folgt dem Prinzip Definition – Merkmale – Beispieltext – Merkmalsanalyse – Vertiefung mittels Übungsaufgaben. Neben den Lösungshinweisen der Übungen enthält es ein Glossar der wichtigsten Fachbegriffe. Epping, der u.a. die Unterrichtsreihe „Treffpunkt RU“ neu bearbeitete, ist es gelungen, die Vielstimmigkeit der biblischen Textgattungen zu einer Sinfonie der Gottesrede (wie er selbst anmerkt) zu vereinen,die mit diesem Hilfsmittel einzeln,kleinportioniert und voneinander unabhängig erfahrbar werden. Ein Kernanliegen des Autors besteht darin, dass der Leser sich in Form des eigenständigen Erarbeitens und der kritischen Auseinandersetzung letztlich mit anderen austauscht und somit Gottes Wort zur Sprache bringt.
Epping tat gut daran, sich auf wesentliche Sprach-formen zu beschränken. Auf jeden Fall widmet er sich u.a. den Textsorten Gedicht, Legende, Metapher, Gleichnis, Psalm, Sprichwort, Wundergeschichte, lehramtlichen Text und Predigt. Geprägt und inspiriert durch die Spracherziehung von Hubertus Halbfas liegt ihm der konstruktiv-produktive Umgang mit den Textsorten am Herzen. Die gelungene zeitgemäße Einleitung des Arbeitsbuches unterstreicht das Kernanliegen der Theologie – nämlich das Reden von Gott, dessen Grundlage nun mal die biblisch-theologischen Texte sind.

Das Buch ist keine Planungshilfe für Religionsstunden; vielmehr ist es eine Anregung, wie Sprach-weisen exemplarisch in den unterrichtlichen Kontext eingebaut werden können. Übrigens lässt es sich auch entsprechend didaktisch-methodisch reduziert gut in der Mittelstufe einsetzen. Probieren Sie doch einfach mal die Wundergeschichte von der Heilung des blinden Bartimäus und das Gleichnis vom verlorenen Sohn im Textraster aus. Sie werden erstaunt sein, wie die Beachtung der Textgattung zur Aussage verhilft. Ein Klangspektrum der besonderen Art - absolut empfehlenswert!

Manfred Bauer

Quelle: Quelle: Eulenfisch Literatur 3 (2010), Heft 1, S. 38. [Literaturbeilage von Eulenfisch. Limburger Magazin für Religion und Bildung]