Kommentar zum Markusevanelium

Buchvorstellung - 03.08.2010

Martin Ebner
Das Markusevangelium
Neu übersetzt und kommentiert

Stuttgart: Verlag Kath. Bibelwerk 2008
76 Seiten 16,90 Euro
ISBN 978-3-460-32072-7

Dieser Kommentar zum Markusevangelium folgt dem üblichen Aufbau: Er beginnt mit einer Einleitung, die grundlegende Informationen gibt. In ihr erfährt man etwas zur Gattung, zum zeitgeschichtlichen Kontext des Begriffs Evangelium, zur „Gliederung, Komposition und Erzählabsicht“, und zu „Entstehungszeit und -ort“ des Markusevangeliums. Darauf folgt der Kommentarteil, in dem jeweils abschnittsweise eine „Arbeitsübersetzung“ steht, die das Ziel verfolgt, „auch diejenigen, die das Evangelium nicht in der griechischen Ursprache lesen können, so nahe wie möglich an das Textgefüge heranzuführen“, und der eigentliche Kommentar.

Durch Überschriften, die der in der Einleitung vorgestellten Großgliederung entsprechen, ist auch dieser Teil gegliedert, und immer wieder begegnen, durch Kursivschrift deutlich hervorgehoben, Abschnitte, die auf inhaltliche Zusammenhänge innerhalb der großen Hauptteile und deren Struktur aufmerksam machen. Das ganze Buch wird abgeschlossen durch ein „Nachwort“, durch „Literaturhinweise“ und, besonders interessant, durch eine „Theologische Landkarte für Mk 3-8“.

Was nicht dem üblichen Aufbau eines Kommentars folgt, nämlich dass der Text nicht vers-, sondern abschnittsweise erklärt wird, ergibt sich daraus, dass dieser Kommentar, auch wenn es nicht ausdrücklich gesagt wird, sich an ein breites Publikum richtet, und das Ziel hat, die Grundaussage des Markusevangeliums darzustellen, also den Weg Jesu vom Anfang des Evangeliums bis zum Ende mitzugehen. Dies ist Martin Ebner gelungen, denn er erliegt nicht der Gefahr, den Evangelientext mit eigenen Worten nachzuerzählen, sondern stellt die Hauptthemen klar und verständlich dar, gibt viele inhaltlich sehr erhellende Querverweise (z. B. von Mk 9,30-35 zur Schwiegermutter des Petrus in Mk 1,29-31) und Informationen zum historischen Hintergrund und spürt manchen „Nebenfiguren“
(z. B. Herodes, Judas, Pilatus usw.) nach und entlockt ihnen interessante theologische Details. Die gesamte Darstellung des Weges Jesu, eines Weges nach unten, ans Kreuz, ist so beschrieben, dass die Frage, wie wir und Kirche insgesamt heute Jesus auf diesem Weg nachfolgen können (und sollen), zum Greifen nahe liegt, also im Hintergrund immer mitschwingt – gelegentlich genügt ein einziges Wort, dass einem ob der subversiven Kraft, die der Text des Markusevangeliums aus der Blickrichtung des Kommentars für die Gegenwart enthält, schier die Ohren klingeln (so z. B. bei der Auslegung von Mk 9,38-40 zum fremden Wundertäter das Wort „Sukzession“); Mk 13,14 („der Leser soll verstehen!“) gilt also auch für diesen Kommentar!

Ich halte das Buch daher für eine sehr empfehlenswerte Lektüre für jedermann; es eignet sich gleichermaßen zur Predigtvorbereitung, zum Privatgebrauch wie auch als „Schulbuch“ für Schüler und Lehrer, um sich auf der Grundlage der gegenwärtigen Exegese, aber dennoch ganz praktisch, das Markusevangelium und seine Botschaft entschlüsseln zu lassen und eigene Folgerungen zu ziehen!

Sebastian Schneider

Quelle: Eulenfisch Literatur 3 (2010), Heft 1, S. 5. [Literaturbeilage von Eulenfisch. Limburger Magazin für Religion und Bildung]