Propädeutikum für das Theologiestudium
Buchvorstellung - 10.06.2010
Bernhard Körner / Christa Baich / Christine Klimann
Glauben leben – Theologie studieren
Eine Einführung
Insbruck-Wien: Tyrolia-Verlag. 2008
224 Seiten 17.95 Euro
ISBN 978-3-7022-2960-0
Die Kritik vorweg: Wie überlebt man das Studium? Wie kann man sich glaubensunbeschadet gar dem Theologiestudium widmen? Derart defensiv kann man die Einführung des Grazer Dogmatikers und der ignatianisch geprägten Koautorinnen verstehen. Es lädt leider zu solch missverständlicher Lektüre ein. Das Problem ist die stilistische Form. Wer das Buch liest, muss das persönliche „Du“ über sich ergehen lassen und grammatikalisch unvollständige Sätze – also manipulative Sprachformen – ertragen.
In seinem letzten Teil wird der Leser in einen Kneipendialog geführt, der vier theologisch relevante Positionen zu karikieren versucht. Sehr gelungen scheint mir das nicht. Doch ist es (leider) möglich, dass hierbei tatsächlich der Verstehenshorizont heutiger Studienanfänger erfasst ist. Tucholsky oder Böll haben das besser gekonnt. Doch sind diese heute vielleicht erst für Examenskandidaten geeignet. Mehr Kritik ist an dem Buch nicht angebracht, das bedeutet positiv gewendet: Hier schreiben engagierte Fachleute – alle drei Wissenschaftler und geistliche Menschen zugleich – über eine geliebte Sache, die begeistern soll und zu Engagement motivieren will.
Die Grundlage legt im ersten Teil Christa Baich. Sie macht die Grundvollzüge des Glaubens transparent. Entstanden ist hierbei eine charmante, verlockend plausible Einladung, sich behutsam auf den Weg christlicher Spiritualität zu begeben. Glauben ist ein Lern- und Reflexionsprozess und daher Übungsweg, der vom Hören und Angesprochenwerden kommt, in dessen Mitte die Heilige Schrift steht und dessen Haltepunkte die Sakramente der Kirche bilden. Dieser Weg hat in Gott einen Zielpunkt, auf den hin eine Gemeinschaft unterwegs ist. Grundlage ist das Wissen darum, geliebt zu sein. Die vielfältigen Formen der Berufung zu Gott, deren professionalisierte Seite durch das Theologiestudium unterstützt werden soll, sind als kirchliche Sendung in die Welt zu verstehen. Auf diesem Glaubensweg durchschreitet der Student das „weite Land der Theologie“, in dem er „den Glauben denken“ lernt. Bernhard Körner beschreibt im zweiten Teil des Buches das hierfür notwendige „Handwerkszeug“. Er macht die Rationalität der Glaubensreflexion begreifbar, die von Vernunft, Glaubenserfahrung und Auseinandersetzung mit der Wahrheitsfrage geprägt ist. Theologie ist daher das je zeitgeprägte Zeugnis der Kirche auf der Grundlage der Heiligen Schrift.
Mit diesen beiden Hauptteilen der Einführung liegt ein angesichts ihrer Verständlichkeit eindrucksvolles Propädeutikum für das Theologiestudium vor, das Grundlagen und Grundperspektiven aufzeigt und keine Einführung in die Fachdisziplinen sein will. Es reflektiert die Bezogenheit von Wissenschaftlichkeit und Glaubenspraxis. Das Eine ist ohne das Andere im Rahmen eines Theologiestudiums nicht zu haben. Gerade als Lektüre und Gesprächsstoff für die Mentoratsarbeit ist der Band empfehlenswert.
Jörg Seiler
Quelle: Eulenfisch Literatur 2 (2009), Heft 1, S. 46. [Literaturbeilage von Eulenfisch. Limburger Magazin für Religion und Bildung]