Ute Niemann-Stahl (Hg.)
Komm her, freu dich mit uns
Rituale und Feiern in Kindertagesstätten
Ostfildern: Schwabenverlag. 2009
160 Seiten 16,90 Euro
ISBN 978-7966-1420-0
Neben der christlichen Grundhaltung der Erziehenden und deren konsequenter Umsetzung im Alltagsgeschehen ist die Feier christlicher Rituale sicher ein ganz zentrales Moment der kindlichen religiösen Entwicklung und des Zugangs zum „Geheimnis des Glaubens“.
Der vorliegende Sammelband bietet entsprechend zunächst eine Hinführung zum Sinn des Rituals von Christiane Bundschuh-Schramm, in der diese zugleich auf den Verlust des früher üblichen mehrjährigen Prozesses der Einführung „in die Liturgie der Kirche und in ihren Glauben“ verweist und zugleich die Notwendigkeit eines den Umständen gegenwärtiger Erziehungsbedingungen entsprechenden Ersatzes betont. Glaubensweitergabe ist demnach mehr als die Weitergabe von Information in Form von Narration oder Unterricht: „Jedes Ritual ist eine Tür zu einer persönlichen Lebenserfahrung, die im Ritual bejaht werden kann.“ Zentral ist für das christliche Ritual, dass Gott hier als Handelnder erfahrbar wird: „Gott öffnet die Tür zum Leben.“ Damit solche Erfahrung gelingt, werden zehn Anregungen für „Gottesdienste feiern mit Kindern“ gegeben, die sehr selbstverständlich daherkommen, doch den Erziehenden mit gutem Grund an die Hand gegeben werden. In einem zweiten einleitenden Artikel stellt sich Werner Gatzweiler der multireligiösen Realität der Einrichtungen. Dabei hätte er noch stärker betonen können, dass diese Realität nicht nur den gesellschaftlichen Verhältnissen unseres Landes geschuldet ist, sondern in kirchlicher Perspektive ausdrücklich eine Bereicherung darstellt (vgl. etwa Vatikanum II, GE 7). Auch sind seine Ausführungen darüber, dass der Auftrag, die Liebe Gottes zu verkünden, insbesondere bei einer „Gestaltung des Zusammenlebens im Geist Jesu“ keine Zumutung für Andersgläubige darstellen muss, zwar richtig, doch scheint es in der Praxis einer Kindertageseinrichtung schwierig, wenn für die expliziten religiösen Rituale die Einschränkung gemacht wird, hier gehe es „um einzelne Gestaltungselemente, die sich nicht mehr an alle Kinder wenden, aber allen Kindern offenstehen.“ Ob ein solcher Angebotscharakter von Kindern zwischen 0 und 6 Jahren wirklich verstanden werden kann, scheint fraglich. Eine Nichtteilnahme aufgrund der von Gatzweiler angeregten Absprachen mit den Eltern wird vermutlich als Ausgrenzung erfahren und widerspricht damit dem gerade zitierten Geist Jesu. Hilfreicher wäre es hier, die Differenzen klar zu benennen, aber die Gastfreundschaft anderen Religionen gegenüber zu gewähren bzw. in Anspruch zu nehmen, wie Gatzweiler es ebenfalls empfiehlt.
Der zentrale Teil des Buches bietet knappe und praxiserprobte Anregungen für kleine gottesdienstliche Feiern im Leben der Kindertageseinrichtung. Diese reichen vom Morgenkreis über die Aufnahme neuer Kinder, Geburts- und Namenstage, Begrüßung und Abschied von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Jubiläen über Feste im Jahreskreis bis hin zur Geburt von Geschwisterkindern und verschiedenen Feiern bei Todesfällen, von denen die Kinder betroffen sein können. Das Gelingen all dieser Feiern wird sehr davon abhängen, ob die benannten zehn Grundsätze bei der Umsetzung beherzigt werden und insgesamt eine Kultur des Rituals in der Einrichtung wächst.
Leider finden sich in diesem Teil keine weiteren Hinweise auf den Umgang mit anderen Religionen in der Kindertagesstätte in diesen Zusammenhängen, ansonsten ist das vorliegende Buch jedoch eine sehr wertvolle Hilfe für die religionspädagogische Arbeit in katholischen Kindertageseinrichtungen!
Ralf Stammberger
Quelle: Eulenfisch Literatur 2 (2009), Heft 1, S. 41f. [Literaturbeilage von Eulenfisch. Limburger Magazin für Religion und Bildung]