Hans Schmid
Unterrichtsvorbereitung – eine Kunst.
Ein Leitfaden für den Religionsunterricht
München: Kösel-Verlag. 2008
158 Seiten 16,95 Euro
ISBN 978-3-466-36793-1
„Unterrichten ist wie eine Reise. Sie kann nach einem Programm geplant werden, aber die Lernorte selbst entdeckt man erst während der Fahrt.“ In dieser Weise beschreibt der Autor dieses Leitfadens die Entstehung des Unterrichts in einem wesentlichen Kern und bezieht sich hierbei auf eine metaphorische Formulierung des italienischen Regisseurs Federico Fellini, für den der Film wie eine Reise ist.
Das vielschichtige Wirklichkeitsverständnis Fellinis überträgt Schmid auf die unterrichtliche Praxis und spricht hiermit die Eigenart von Unterricht schlechthin, das Was (Didaktik) und das Wie (Methodik), an, die „zwei Seiten derselben Medaille“ darstellen. Diese Verbindung von Lehrplan und unterrichtlichen Möglichkeiten beschreibt Schmid mit zahlreichen Metaphern und Vergleichen in Anlehnung an die Arbeiten des italienischen Regisseurs als das „Felliniprinzip“, welches dieser Leitfaden in fünf Schritten der Unterrichtsvorbereitung (1. Erschließung und Reflexion des Lehrplans; 2. Suchen, Sammeln, Sichten und Auswahl der Lerngegenstände und Unterrichtsarrangements; 3. Didaktische Aufbereitung des Lerngegenstandes; 4. Die Dramaturgie des Unterrichts; 5. Der Unterrichtsverlaufs-plan) näher erläutert. Die einzelnen Schritte der Unterrichtsvorbereitung werden dabei stets mit der Vorgehensweise des Filmemachers Fellini in Verbindung gesetzt, sodass für den Leser der Eindruck entsteht, er lese eine Regieanweisung zur Planung und Umsetzung des Unterrichts.
Hierbei begibt sich der Leser zu Beginn auf eine „Reise“ durch die Themen und Inhalte des Lehrplans, die für die Unterrichtsvorbereitung die erste Station darstellen und die „Seite des Denkbaren“ (Lernziele und Kompetenzen) kennzeichnen, um im Anschluss die „Seite des Möglichen“ (praktische Umsetzung) in Bezug auf den Lehrplan zu reflektieren. Dabei werden zunächst die Auswahl an verfügbaren wie auch geeigneten Lerngegenständen und die damit ggf. auftretende Problematik thematisiert. Die dritte Station der Reise, die didaktische Aufbereitung, legt den Fokus auf ein Verweilen des Inhaltes und spricht somit eine „verlangsamte Didaktik“ an, welche die Tiefenschichten des Lerngegenstandes zu erforschen sucht, um damit die Vielschichtigkeit des Inhaltes aufzudecken. Schmid verdeutlicht dies überaus anschaulich an der didaktischen Aufbereitung des Textbeispiels „Christophorus“, wobei er u. a. ebenfalls die Grundlagen der Bilddidaktik und den Einsatz des Schulbuches miteinbezieht. Die Dramaturgie, die vierte Reisestation, bezieht sich auf die Schüler/-innen sowie die Entfaltung des Unterrichtsaufbaus in der Wechselbeziehung zwischen Glaubens- und Lebenserfahrung – also Korrelation. Hierbei wird vor allem deutlich, dass die Praxisfähigkeit der Korrelationsdidaktik meist durch die Trennung von Glaubens- und Lebenserfahrung ins Wanken gerät, da somit zwei Hauptmedien in einer Stunde ihren Platz finden, wodurch die Dramaturgie aus den Fugen gerät. Der Unterrichtsverlaufsplan stellt schließlich die Endstation der Unterrichtsvorbereitung und damit auch die des Leitfadens dar.Vorangegangene Überlegungen werden an dieser Stelle in Struktur, Aufbau und Inhalt eines Verlaufsplans kurz und präzise beschrieben.
Der Leitfaden veranschaulicht eine strukturierte und logische Vorgehensweise zur Vorbereitung des Unterrichts und lenkt dabei immer wieder mit zahlreichen Vorschlägen zur Didaktik und Methodik den Blick auf das Wesentliche. Wenngleich auch manche Themenbereiche inhaltlich durch die metaphorischen Ausflüge des Autors in die Welt Fellinis teilweise langatmig erscheinen, stellt der Leitfaden dennoch eine gute und sinnvolle Lektüre – vor allem für Lehramtsanwärter – dar, sodass eine Anschaffung durchaus empfehlenswert ist.
Andreas Thelen
Quelle: Eulenfisch Literatur 2 (2009), Heft 1, S. 35f. [Literaturbeilage von Eulenfisch. Limburger Magazin für Religion und Bildung]