Klaus Haacker
Paulus, der Apostel
Wie er wurde, was er war
Stuttgart: Verlag Kath. Bibelwerk. 2008
176 Seiten 18,90 Euro
ISBN 978-3-460-30021-7
Passend zum Paulusjahr hat K. Haacker, mittlerweile emeritierter Neutestamentler der kirchlichen Hochschule Wuppertal, eine Studie überarbeitet und erweitert, die bereits 1997 unter dem Titel „Paulus - Der Werdegang eines Apostels“ in den Stuttgarter Bibelstudien erschienen war. Dazu hat er sie nicht nur erweitert und in Auseinandersetzung mit der seitdem vorangeschrittenen exegetischen Diskussion „aktualisiert“, sondern im Blick auf einen weiteren Leserkreis auch „stilistisch allgemein verständlicher gestaltet“.
Dieser im Vorwort angekündigte Anspruch wird tatsächlich eingelöst, so dass es K. Haacker gelungen ist, eine exegetisch-wissenschaftliche Studie so zu schreiben, dass auch ein interessierter Laie ihr folgen kann. Ob die Entscheidung, die ursprünglichen Fußnoten an das Ende des Buches zu stellen, dieses Anliegen tatsächlich unterstützt, bezweifle ich, denn trotz des Vorhabens, „wichtigere Inhalte von Anmerkungen dafür in den Haupttext“ zu nehmen, bleiben genügend Anmerkungen übrig, die nicht nur Literaturhinweise enthalten, und daher für jemanden, der den Reichtum der Darlegung ganz ausschöpfen will, wichtig sind. So wird das Lesen eher durch das ständige Blättern erschwert als durch den Inhalt! Aber das ist nach meinem Eindruck der einzige Mangel dieses Buches, in dem Haacker verständlich, interessant und ausgewogen die Informationen zum Werdegang des Paulus darlegt. Dadurch wird nicht nur eine berechtigte historische Neugier befriedigt. Denn die so gewonnene „genauere Erfassung seiner eigenen jüdischen Sozialisation und seines Weges zum christlichen Glauben kann dazu beitragen, falsche Alternativen zu überwinden, um sowohl dem Apostel als auch dem antiken Judentum (und nicht nur dem antiken) gerecht zu werden“ (5).
Um den Leser dieses Ziel erreichen zu lassen, führt Haacker ihn nach einer „Einleitung“, die die Fragestellung und die Quellenlage behandelt (6-14), in mehreren Kapiteln schrittweise durch die Frühzeit des Paulus: „Herkunft und Status der Familie des Paulus“ (15-36, mit ausführlicher Diskussion des römischen Bürgerrechtes des Apostels), „Sozialisation und Bildung des Paulus“ (37-49, wo u. a. ausgeführt wird, dass Paulus „als Kind ... in Jerusalem aufgewachsen“ (44) und seine Ausbildung erhalten haben könnte), „Religiöse Einstellung vor der Bekehrung bzw. Berufung“ (50-83, wo u. a. nach Gründen für die Verfolgertätigkeit gesucht wird), „Die Lebenswende“ (84-100, mit ausführlichem Vergleich der Eigendarstellung des Paulus mit den Schilderungen der Apg), „Der Apostelbegriff als Fazit der Berufung des Paulus“ (101-107), „Die ersten Schritte und die frühen Jahre“ (108-117; hier wird der Weg des Apostels von Damaskus bis Antiochia, wo dann die Missionstätigkeit beginnt, vorsichtig nachgezeichnet, soweit das bei den wenigen und sich teilweise widersprechenden paulinischen und lukanischen Aussagen möglich ist), und schließlich ein „Ausblick“ (118-120). Ein „Anhang“ (121-176, mit den Anmerkungen, einem Literaturverzeichnis und einem Register) beschließt das Buch. Auf dem ganzen Weg verbindet Haacker stets die historische Frage mit der theologischen, so dass sich kaum ein Abschnitt findet, in dem nicht ein Hinweis auf die Briefe des Paulus oder auf andere Schriften des NT, besonders der Apg, steht, so dass das Buch eine gelungene Verbindung von historisch-kritischer Forschung und (biblischer) Theologie darstellt, die jeden Leser, der diesen nicht allzu langen Weg lesend mitgegangen ist, reich beschenkt.
Sebastian Schneider
Quelle: Eulenfisch Literatur 2 (2009), Heft 1, S. 4. [Literaturbeilage von Eulenfisch. Limburger Magazin für Religion und Bildung]