Adam bei den Kirchenvätern

Buchvorstellung - 24.03.2010

Theresia Heither/ Christiana Reemts
Biblische Gestalten bei den Kirchenvätern: Adam

Münster: Aschendorff 2007
336 Seiten
€ 36,00
ISBN 978-3-402-04387-5

Der zweite Band der Reihe “Biblische Gestalten bei den Kirchenvätern” ist nach Abraham (2005) nun Adam gewidmet. Ausgehend von der großen Bedeutung, die das Alte Testament und die alttestamentlichen Gestalten für das Neue Testament und die frühe Kirche besaßen, setzen sich die Autorinnen zum Ziel, heutigen Leserinnen und Lesern die Bibelauslegung der Kirchenväter, die den meisten zunächst fremd ist, nahe zu bringen.
 

„Die Beschäftigung mit ihrer Theologie zwingt uns, gerade weil sie uns in vielem fremd ist und unsere Plausibilitäten nicht teilt, unser Selbstverständnis und unsere Denkgewohnheiten zu hinterfragen und zu neuen Fragen vorzustoßen.“ (6) Aus der großen Anzahl patristischer Texte zu Adam werden diejenigen ausgewählt, die das Thema des Menschen am Anfang behandeln. Die Autorinnen versuchen, möglichst viele biblische Texte, die von Adam sprechen, sowie möglichst viele Kirchenväter (KV), griechische und lateinische, zu Wort kommen zu lassen. Dahinter steht auch die Überzeugung, dass die Theologie der Kirchenväter, so unterschiedlich sie sein mag, im Vergleich zur heutigen Theologie vieles gemeinsam hat (12). In fünf Teilen wird die Gestalt Adams von unterschiedlichen Seiten beleuchtet: In Teil 1 (15-106) legt Reemts zunächst dar, dass die KV Adam „zugleich als den Menschen überhaupt und als eine einzelne geschichtliche Persönlichkeit“ sehen (23). Dann werden die Deutungen der KV zu Fragen im Umfeld der Schöpfung dargelegt: Warum schuf Gott die Menschen? In welchem Verhältnis stehen die beiden Schöpfungserzählungen der Genesis zueinander? Was bedeutet die Gottebenbildlichkeit des Menschen? Die Bedeutung des Leibes und sein Verhältnis zur Seele werden ebenfalls anhand von Adam thematisiert. Wichtig ist auch sein Status als „Bewohner des Paradieses“.

In Teil 2 (107-246) stellt Heither die Auslegung von Gen 2,16-5,5 eingehend dar. Sie geht dabei nach Art eines Katenenkommentars vor, der verschiedene ausgewählte Deutungen zu einem Vers jeweils aneinander reiht. Bevorzugt werden Origenes und Chrysostomus sowie Ambrosius und Augustinus herangezogen. Nach jedem Abschnitt wird der theologische Ertrag der Kirchenväterauslegung „zum Weiterdenken“ verarbeitet. Natürlich spielt auch Eva und die Frage nach dem Verhältnis von Mann und Frau in diesen Interpretationen eine wichtige Rolle. Bei aller Vielfalt und Fremdheit, die H. in den Texten feststellt, zeigt sich doch auch Gemeinsames und auch heute Verständliches: „Gott wird als ein zärtlich Liebender dargestellt, der in seiner Liebe einerseits den geliebten Menschen ganz und gar beansprucht, dessen Liebe aber nicht an ein Ende kommt, wenn der Mensch versagt, sondern der ihm gerade dann nachgeht und sogar in seinem Strafen das Heil des Menschen im Auge hat.“ (246)
Teil 3 (R., 147-281) stellt noch einmal, unter systematischem Gesichtspunkt, die Vätertexte zusammen, die sich mit der Sünde Adams beschäftigen. Danach (4) legt
H. die Darstellung Adams im Neuen Testament dar, die ihn durchgehend mit Christus in Verbindung bringt und auf die die KV selbstverständlich zurückgreifen (183-207). Adam ist Typos Christi, steht aber auch im Gegensatz zu ihm. Adam und Eva repräsentieren Christus und die Kirche. In einem Epilog erläutert R. die Vorstellungen der KV über die „Rettung Adams“.
Texte und Themen werden so erläutert, dass auch patrologisch weniger versierte Leserinnen und Leser die Gedankengänge nachvollziehen können. Exemplarische Texte werden in deutscher Übersetzung zitiert (in der Fußnote in Originalsprache). Zusammenfassungen am Ende jedes Teils versuchen, die Kirchenväterexegese und –theologie mit heutiger Weltsicht in Verbindung zu bringen und verdeutlichen, wo die Vielfalt der patristischen Interpretation einseitige Rezeption korrigieren kann. Bibliographie und Register sind ausführlich und gut zu benutzen. Die KV, so H., sehen die Bibel als „das von Gott geschenkte Lebensbuch, in dem der Mensch sich selbst und seine Beziehung zu Gott erkennen und sich so auf den Rückweg zu Gott machen kann …“ (146). In diesem Sinne präsentieren die Autorinnen die Kirchenvätertexte und erschließen sie für heutiges Verstehen.

Agnethe Siquans

Quelle: Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart, Biblische Bücherschau 2/2009