Auseinandersetzung mit dem Tod und dem Danach

Buchvorstellung - 25.12.2009

Reinhard Körner
Warum ich an das ewige Leben glaube

Leipzig: St. Benno Verlag 2008
159 Seiten,  € 9,90
ISBN 978-3-7462-2599-9

P. Körner, bekannter Verfasser vieler geistlicher Bücher, schreibt im Vorwort, dass er von ihm engvertrauten Freunden zum Schreiben dieses Buches gedrängt wurde. Sie wünschten sich ein Buch, das theologisch fundiert geschrieben ist, zugleich existentiell und persönlich, und anregt zur eigenen Auseinandersetzung mit dem Tod und dem Danach.

So ist ein Buch entstanden, das mit „Herzblut” geschrieben ist, ein Glaubensbekenntnis des Verf. , das die Leser auf einen Weg mitnimmt, auf dem sie mit seinen Erfahrungen und Gedankengängen bekannt und konfrontiert werden und eingeladen sind zum Mitdenken und Umdenken.

Im ersten Teil des Buches erzählt der Verf., wie er selbst im Laufe seines Lebens an die Frage „Was kommt danach?” herangeführt wurde: von seiner Kinder- und Jugendzeit durch Krisen, Zeiten der Gottesangst und der Abkehr vom Glauben hindurch bis zu einer „Damaskusstunde”, in der er - vermittelt durch die Schriften des hl. Johannes vom Kreuz - in der Begegnung mit dem Gottesbild Jesu zur Erkenntnis des Abba-Gottes, des Gottes der Liebe, einer eindeutigen, absoluten und bedingungslosen Liebe, geführt wurde. „Ein Gott aber, der rundum ein Gott der Liebe ist, konnte Jesus nicht im Tod gelassen haben. Niemanden kann er im Tod lassen, den er liebt!” (S. 86) So bekennt der Verf. „Gott hat Jesus aus den Toten aufgeweckt. Er wird auch mich aufwecken und alle, deren Tod mir ein großer Schmerz ist. Das „weiß” ich, das ist inzwischen, auch wenn der Weg bis dahin lang war, zur Gewissheit in mir geworden.” (S. 91) Dies hat seinem Leben einen neuen Horizont und die entscheidende Richtung gegeben.

Verf. ist der Überzeugung, dass schon den Jüngern und den ersten Christengenerationen diese ihnen von Jesus geschenkte Erkenntnis genügte, um in den sogenannten „Bekenntnisformeln” zu verkünden: Gott hat Jesus aus dem Tode erweckt. Die exegetische Arbeit der letzten Jahrzehnte hat erbracht, dass diese Formeln eine weitaus ältere Überlieferung sind als die relativ spät entstandenen Grabes- und Erscheinungserzählungen. Gott:: das war für die ersten Christen der IchBinDa ihrer Väter und Mütter, und diesen personalen Gott hatten sie durch Jesus als den Abba-Jahwe verstehen gelernt, der seine Geschöpfe, die Menschen, über alles liebt und der sie darum für immer will. Nur ein solcher Gott freilich konnte Grund —und Grund genug!- für sie sein, daran zu glauben, dass der hingerichtete Jesus nicht tot geblieben ist, sondern dass Gott seinen Jesus zum Leben auf ewig aufgeweckt hat, und er jeden Menschen aus dem Todesschlaf zum Leben auferwecken wird.

In den letzten Kapiteln des Buches will Verf. sich und den anderen, für die er Seelsorger ist, Klarheit verschaffen, was im Sinne Jesu gemeint ist, wenn von Worten wie Gericht, Fegefeuer, Himmel, Hölle die Rede ist. Nur das Gottes- und Menschenbild Jesu ist das legitime „Vorzeichen” und der Schlüssel zum rechten Verständnis der Bilder und Worte, mit denen wir von dem sprechen, was nach dem Tode kommt. Gericht, Fegefeuer, Himmel: das ist für Verf. Begegnung mit dem Gott der Liebe, der schonungslos-liebend alles aufdeckt, zur Reue führt und dann vergibt. Vor seinem Anblick schmilzt alle Unwahrheit. Die Begegnung mit ihm ist es, die uns umbrennt und freimacht zum Eigentlichen unserer selbst. Dann werden wir Gott und einander schauen von Angesicht zu Angesicht. In diesem Zusammenhang gelingt Verf. diese schöne Formulierung: „Dann werde ich weinen. Weinen, wie ich noch nie geweint habe. Nicht deshalb, weil Gott mir vorhalten würde, lückenlos, was ich „Böses getan und Gutes unterlassen habe”, sondern weil er es mir nicht vorhalten wird!” (S. 142) Verf. spricht auch von der realen Möglichkeit der Hölle und sagt dazu, dass er es Gott zutraut, dass er bis zum letzten Moment alles, aber auch alles tun wird, um auch den Verbohrtesten zur Liebe und zum Leben zu bewegen, denn — so der Verf. — es wäre für Gott die „Hölle”, wenn er auch nur einen einzigen Menschen mit vernichtendem Zorn überschütten und nie endenden Qualen ausliefern müsste.

Der Leser findet auf jeder Seite des Buches neue, überraschende Gedanken. Verf. erzählt von eigenen Erfahrungen, besonders auch von denen während seiner schweren Krankheit, die ihn an den Rand des Todes führte, von Gesprächen mit Menschen, die ganz andere Auffassungen von Gott und dem Menschen haben; er weicht keiner Frage, keinem Einwand aus. Er spricht über die neuen exegetischen Erkenntnisse genauso wie über die herkömmlichen kirchlichen Antworten und die verschiedenen philosophischen und theologischen Deutungsversuche über „Auferstehung”, „ewiges Leben”, „Unsterblichkeit” (u. a. auch von Lüdemann). Er führt viele Beispiele aus der modernen Literatur an, die ja die letzten Fragen des Menschen immer wieder treffend neu zur Sprache bringt. Er weiß um die Forschungsergebnisse der modernen Naturwissenschaft, insbesondere der Neurobiologie und Evolutionsbiologie. Er scheut sich auch nicht, zur neu aufgebrochenen Atheismus-Debatte (Dawkins u. a.) Stellung zu nehmen. Tief berührt hat ihn das Erscheinen der ersten Enzyklika von Papst Benedikt XVI über die Liebe, die er — ebenso wie die zweite über die Hoffnung — häufig zitiert.

Wenn auch nicht jeder Leser alle Schritte des Gedankenweges des Verf. mit seinen Argumenten und Schlussfolgerungen wird mitgehen können und der Wunsch nach Ergänzungen und Verdeutlichungen an mancher Stelle offen bleibt, so ist dieses Buch — wie auch die bisherigen des Verf. — in jeder Hinsicht überzeugend, anregend und hilfreich. Ich habe schon oft Gedanken und Formulierungen in Predigten — insbesondere auch bei Begräbnisgottesdiensten — verwendet. Man wünscht sich die Veröffentlichung in die Hand vieler suchenden und fragenden Menschen — Gläubigen und Noch-nicht-Gläubigen, Skeptikern und Zweiflern- , aber auch von Mitarbeitern in der Pastoral. Sie alle werden, so denke ich, bewegt sein von der persönlichen Überzeugung des Verf., die er am Ende so zusammenfasst: „Wenn der Tod nicht das Ende ist, dann leben wir ab jetzt schon ewig...Alles, was wir jetzt tun und wofür wir uns jetzt engagieren, ist für immer! Auch unsere Liebe zueinander hat Zukunft für immer, ihre Ewigkeit hat schon begonnen; und die uns im Sterben vorausgegangen sind, bleiben uns nahe im Jetzt, so wie Gott uns nahe ist... Nichts ist umsonst getan, was wir liebend tun.” (S. 146)

Norbert Friebe

Quelle: Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart, Biblische Bücherschau 2/2009