Das Opfer Jesu Christi

Buchvorstellung - 16.12.2009

Magnus Striet (Hg.)
Gestorben für wen?
Zur Diskussion um das „pro multis“

Freiburg/Br.: Herder 2007
112 Seiten, € 9,90
ISBN 978-3-451-29708-3

Das Opfer Jesu Christi wird in der römisch-katholischen Kirche innerhalb der Eucharistiefeier vergegenwärtigt. Dabei wird die erlösende Kraft Jesu – so das gängige Verständnis – jedem Mensch zugänglich. Dass eben diese Kraft – zumindest nach den Einsetzungsworten, die der Priester über den Kelch spricht – aber nicht „für alle“, sondern lediglich „für viele“ gelten soll, war Gegenstand eines Briefs von Kardinal Arinze, dem Chef der Gottesdienstkongregation im Vatikan an die lokalen Bischofskonferenzen. Dabei ging es nicht so sehr um die grammatikalisch korrekte Übersetzung der lateinischen Wendung „pro multis“, sondern viel mehr um eine bedeutende theologische Frage.

Das von Magnus Striet herausgegebene Buch fasst die Meinungen von sechs angesehenen deutschen Theologieprofessoren zusammen, welche die Fächer Liturgiewissenschaft, Dogmatik, Bibeltheologie und Fundamentaltheologie vertreten. Dass alle – wenngleich mit unterschiedlichen, teils philologischen, teils liturgischen oder pastoralen Begründungen zwar das Schreiben des Kardinal Arinze als Denkanstoß würdigen, dabei aber dennoch für wenig zielführend bis kontraproduktiv, abgrenzend oder sogar im Sinne der Ökumene und des interreligiösen Dialogs für schädlich halten, darf nicht verwundern. Der Tod Jesu, das größte Opfer, das jemals für die Menschen dargebracht wurde – so lässt sich die Meinung der sechs Theologen zusammenfassen – ist, wie auch immer die grammatikalisch korrekteÜbersetzung zweier lateinischer Wörter im römischen Messbuch klingen mag, für die ganze Menschheit dargebracht worden.

Simone Paganini

Quelle: Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart, Biblische Bücherschau 9/2009