Susanne Ruschmann (Hg.)
In dir tanzt das Licht
Advent- und Weihnachtszeit (Feiern im Jahreskreis 17)
Ostfildern: Schwabenverlag 2008
92 Seiten, € 9,80
ISBN 978-3-7966-1388-3
Ein kleines, unscheinbares Büchlein – aber eine ganze Schatzkiste voll Anregungen. In den zwei ‚Schubladen‘ dieser Kiste sind einerseits ganz unterschiedlich verwendbare Ideen und Materialien verstaut, andererseits Texte und Liedvorschläge als Gottesdienste und Feiern zusammengestellt. Nicht glitzernd und glänzend, wie vielleicht zum Thema Weihnachten zu erwarten gewesen wäre, sondern kostbar durch Schlichtheit und durch unerwartete Zugänge.
Beide Hauptkapitel folgen einer doppelten Struktur, die jedem Gestaltungsvorschlag ein Thema und einen ‚liturgischen‘ Begriff resp. eine bestimmte Adressat/innen-Gruppe zuordnet. Dadurch ergibt sich eine sehr abwechslungsreiche Sammlung, die für ganz unterschiedliche gottesdienstliche Situationen Vorschläge bereithält. Dabei sind die Themen häufig unerwartet, die verwendeten Texte wirken kaum abgegriffen, sondern werden meist aus inspirierend neuem Blickwinkel betrachtet. Es entstehen Anregungen für Feiern in jeder adventlichen Schattierung, die nichts von billigem Weihnachtshochglanz an sich haben. Was die beiden Schubladen im Einzelnen an Perlen zu bieten haben, sei im Folgenden vorgestellt.
Ideen und Materialien
13 Impulse sind auf 48 Seiten kurz und knapp und mit viel Raum für die eigene, der Situation angepasste Ausgestaltung von verschiedenen Autorinnen und Autoren zusammengestellt. Anstoß: Liebeserklärung (Susanne Ruschmann), ein Gebet zum Gegenübersein von Gott und Mensch. Gedicht: In dir tanzt das Licht (Susanne Ruschmann), ein Gedicht zu Lk 1,39¬56, insbesondere zum Magnifikat. Dazu gibt es vier kurze Impulse, welche die Hörenden direkt ansprechen und mitten hinein nehmen in das erwartete Geschehen. Symbol: Lebensbaum (Andrea Kohler), Gedanken zum Baum, der an Weihnachten für viele dazugehört. Im Weihnachtsbaum finden sich der Lebensbaum und das Holz des Kreuzes: „Das ersehnte ‚immerwährende‘ Leben ist nicht einfach fortdauerndes glückliches Leben, sondern Leben, das beständig seine Mitte sucht, um seine Grenzen weiß und letztlich durch das Sterben hindurchgeht.“ (17). Zitat: Entäußert sich all seiner Gewalt (Ursula Schauber), mehrere Impulse, ein Gebet und zwei Lieder führen von Macht und Gewalt zu einem ‚Gott auf Augenhöhe‘. Lied: O Heiland, reiß die Himmel auf (Alexander König), Gedanken zu den Strophen des bekannten Adventsliedes von Friedrich Spee geben dem Warten auf die Zeit Gottes Ausdruck. Geschichte: Vom Engel, der am Weihnachtsabend weinte (Anton Seeberger), fast ohne Kommentar steht die kurze Geschichte von Werner Reiser, welche tröstlich die manchmal dunkeln Weihnachtsgefühle aufnimmt: „Seither darf jeder, der am Weihnachtsabend von einem traurigen und dunkeln Engel gestreift wird, wissen, dass er ihn mit dem Elend der Welt und mit dem Kind in der Krippe verbindet.“ (33) Sinnlich: Vom Glanz des Goldes (Hanna Günther), mit goldenen Gegenständen, einigen Überlegungen zur Bedeutung von Gold in Religion und Bibel, mit Märchen und anderen sinnlichen Golderfahrungen soll der Bedeutung der Farbe nachgespürt werden. Es finden sich hier viele Ideen, die aber zur Anwendung noch in einen Zusammenhang gebracht werden müssten. Figur: Törichte und kluge Jungfrauen (Susanne Ruschmann), eine ganz persönliche Auseinandersetzung mit den zehn Jungfrauen (Mt 25,1-12), die ohne Verurteilung auskommt, sondern nachdenklich stimmt und zur Auseinandersetzung mit sich selbst einlädt. Bild: Da steht der Himmel Kopf (Anton Seeberger), ein Holzschnitt von Sigmunda May ‚Seht da euer Gott‘ führt das weihnächtliche Zusammenspiel von Himmel und Erde vor Augen. Dazu gibt es Gedanken und Liedvorschläge. Tanz: Alle Jahre wieder (Isolde Niehüser), einfache Schritte und Armbewegungen begleiten die bekannte Melodie. Der Tanz könnte gut mit der vorhergehenden Bildbetrachtung kombiniert werden. Für Kinder: Die Adventsleiter – das Licht kommt auf die Erde (Anton Seeberger), eine große Leiter trägt Lichter an ihren Sprossen, die jeden Adventssonntag näher zur Erde kommen. Ein bestimmt nicht nur für Kinder eindrückliches, bestechend einfaches Symbolerlebnis. Für jeden Sonntag gibt es ein meditatives Fürbittgebet. Gebete: Du weißt darum (Ursula Schauber). Wiedergefunden: Was von innen herausbricht (Anton Seeberger), ein Ausschnitt aus Friedrich Schleiermachers ‚Die Weihnachtsfeier – Ein Gespräch‘. Für mich eine der besonderen Entdeckungen im vorliegenden Büchlein. Ein intellektueller Zugang zu Weihnachten, anspruchsvoll, aber erfrischend unerwartet. So verteidigt Schleiermacher z.B. die Tradition des Schenkens, weil „die Geschenke keineswegs das Erfreuende sind, sondern die Veranlassung“ zur Weihnachtsfreude (55).
Gottesdienste und Feiern:
Ähnlich wie die Impulse lassen auch die sieben Beiträge in diesem Kapitel viel Raum für eigene Gestaltung. Sie sind aber dennoch in sich geschlossener und können z.T. auch wie sie vorliegen für eine gottesdienstliche Feier übernommen werden. Adventssonntage: Weltende oder Weihnachten? (Carmen Rothermel), der Blick auf die Lesungen des Lesejahrs B – die Texte zur Wiederkunft Christi – zeigt den doppelten Charakter der Adventszeit: Warten auf die Geburt, die Menschwerdung und Warten auf den ‚Tag des Herrn‘. Dabei ist auch letzteres zweifach konnotiert, der ‚Tag des Herrn‘ wird ersehnt und gefürchtet. An jenem Tag werden wir „danach gefragt werden, welche Antwort wir mit unserem Leben auf die Gnade Gottes gegeben haben.“ (61) Bei Paulus steht dabei die Freude an erster Stelle der Dinge, auf die in Bezug auf den Tag des Herrn zu achten ist. Bußgottesdienst: Lass uns die nötigen Schritte tun (Eva Baumgartner), anhand von Lk 10,30-37, der Perikope über den barmherzigen Samariter, ist ein Bußgottesdienst vollständig vorbereitet. Hier wirkt der Bezug zu Advent und Weihnachten manchmal etwas aufgesetzt. Vier Adventsimpulse: Feuer spucken statt Kerzlein entzünden / Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt / Aufmucken statt Ducken / Gegen den Wind starten (Markus Grünling), die vier thematisch einander recht nahe liegenden Impulse sprechen Jugendliche auf verschiedenen Ebenen an. Sie bieten adventliche Erlebnisse mit Tiefgang. Für Senioren: In den Fußstapfen des heiligen Nikolaus (Cornelia Reisch), eine Einführung, ein Gebet und Impulse. Heiligabend allein: Erfüllte Einsamkeit (Klaus Bernhard Schnurr), Gedanken und konkrete Vorschläge zur Gestaltung der Zeit vom Morgen vor Heiligabend bis zur Nacht und Schlafenszeit können helfen, diesen Tag bewusst für sich allein zu gestalten. Heilige Familie: Aus den Wurzeln in die Weite wachsen (Hermann Merkle), eine Predigt zu Lk 2,22¬40 und zur Herausforderung am Generationenwechsel, dazu gibt es einige sorgfältig formulierte Fürbitten. Erscheinung des Herrn: Auf Gottessuche (P. Erik Riechers SAC), am Gegensatz von abenteuerbereiten Sternsuchern und neugierigen Touristen wird entfaltet, was es heißen könnte, nach Gott auf der Suche zu sein. Spannende Gedanken werden anregend präsentiert. Schade nur, dass hier durchgehend männlich formuliert ist. Der kurze Abschnitt zur Bibel (89) ist etwas gar pauschal geraten. Das abschließende Gebet passt sehr gut zum thematischen Input und ist von schlichter Schönheit.
Alles in allem liegt mit ‚In dir tanzt das Licht‘ ein reichhaltiges und für die liturgische Praxis wertvolles Buch vor, das den Namen ‚Schatzkiste‘ mit allem Respekt verdient.
Moni Egger
Quelle: Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart, Biblische Bücherschau 12/2009