Deutung des Todes Jesu
Buchvorstellung - 02.12.2009
Bernd Janowski
Ecce homo
Stellvertretung und Lebenshingabe als Themen Biblischer Theologie (Biblisch-theologische Studien, 84)
Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 2007
112 Seiten, 16,90 €
ISBN 978-3-7887-2202-9
Der Tod Jesu gehört zu den am sichersten bezeugten Fakten der öffentlichen Geschichte Jesu. Der Tod Jesu wird andererseits im urchristlichen Bekenntnis als Sühnetod „für uns“ bzw. „für unsere Sünden“ (1 Kor 15,3) verstanden. Gerade dort also, wo sich eindeutig erweisen muss, wie über das Verhältnis von Glaube und Geschichte in Bezug auf Jesus von Nazaret zu denken ist, stoßen wir im NT auf die für viele Zeitgenossen problematische Kategorie des stellvertretenden Sühnetodes.
Diese „Zumutung“ widerspricht offenbar in den Augen vieler der Vorstellung des grenzenlos liebenden Gottes. Kritische Anfragen kamen und kommen immer wieder auch aus der alt- und neutestamentlichen Exegese. Insgesamt ist zu konstatieren, dass es in der exegetischen Diskussion der letzten Jahre ein neu erwachtes Interesse an den sühnetheologischen Kategorien der stellvertretenden Lebenshingabe Jesu gibt. In dem Buch des Tübinger Alttestamentlers wird das schwierige Thema aus gesamtbiblischer Perspektive in drei zusammenhängenden Kapiteln bearbeitet: (I) „An die Stelle des anderen treten. Zur biblischen Semantik der Stellvertretung“, (II) „ ‚Hingabe’ oder ‚Opfer’? Zur gegenwärtigen Kontroverse um die Deutung des Todes Jesu“ und (III) „Das Leben für andere hingeben. Alttestamentliche Voraussetzungen für die Deutung des Todes Jesu“. Die „Sühnetod“-Deutung wird im Buch differenziert dargestellt und diskutiert, dazu werden zentrale Bibelstellen wie Gen 1,26-28; Gen 22; Jer 15,10f.15-20; Lev 16,20¬22; Jes 52,13-53,12; Mk 8,31; Mk 15,20b-41; Joh 10 und Röm 3,25f erörtert. Es ist das Verdienst von Bernd Janowski, dass er kenntnisreich sowohl alt- wie auch neutestamentliche Texte befragt und es ihm für Leser/in-nen gelingt, die beiden Leitkategorien „Stellvertretung“ und „Lebenshingabe“ in ihrem gegenseitigen Verhältnis neu im doppelten Wortsinn -„verständlich“ zu machen.
Andreas Hölscher
Quelle: Katholisches Bibelwerk, Biblische Bücherschau 7 (2009)