Kinderbuch zum Thema Schöpfung

Buchvorstellung - 19.11.2009

Bart Moeyaert/ Wolf Erlbruch
Am Anfang

Wuppertal: Peter Hammer Verlag 2004
32 Seiten
ISBN 978-3-87294-938-7


Am Anfang des Buches eine fast leere Doppelseite, nur ein kleines Textstück findet sich links oben: „Am Anfang war das Nichts. Das kannst du dir schwer vorstellen. Du musst alles, was es jetzt gibt, weglassen. Du musst das Licht ausmachen und selbst nicht da sein und dann sogar noch die Dunkelheit vergessen, denn am Anfang war Nichts, also auch keine Dunkelheit. Wenn du den Anfang von allem sehen willst, musst du sehr viel weglassen. Auch deine Mutter.“

So verschwindet die Mutter aus der Doppelseite rechts unten samt Tablett und Milchglas. Jetzt kann die Erzählung von der Erschaffung der Erde beginnen. Nur Gott und der Erzähler sitzen sich gegenüber und harren der Dinge, die da kommen werden. Bart Moeyart entwickelt seine Schöpfungsgeschichte aus der Perspektive des ersten Menschen heraus, der nörgelnd und schlecht gelaunt beobachtet, wie Gott mit seinen Händen in das Nichts hineinmodellierend Nacht und Tag, Meer und Land, Pflanzen und Tiere erschafft: „Was willst du eigentlich von mir? Warum bin ich hier? Zum Beifall klatschen? Um dir gleich einen Blumenstrauß zu überreichen für deine Mühe?“ Gott bleibt geduldig und dem Menschen zugewandt. Dem permanenten Selbstzweifel des Erzählers: „Gib’s endlich zu. Ich bin ein Fehler!“ widerspricht Gott: „’Aber nein’, sagte Gott und wedelte mit seinen Händen. Er ließ mich erst die eine Seite der Hand und dann die andere anschauen. Sie waren verschieden, und wenn man genau hinsah, ergänzten sie sich.“ Am Ende kann Gott sich gründlich ausruhen und der Bogen des Buches schließt sich: „Am Anfang war das Nichts schon da, aber es war nicht das Nichts von Gott. Das kannst du dir schwer vorstellen. Du musst alles, was es jetzt gibt, weglassen.“ Die Erschaffung der Erde aus dem Nichts wird von Wolf Erlbruch von Bild zu Bild augenscheinlich und die Seiten füllen sich immer mehr. Dennoch bleiben die Bilder schemen- und umrisshaft. Gott und der Erzähler wirken wie aus grauem Papier ausgeschnitten, Tiere und Pflanzen sind – einer Collage gleich – in die geschaffenen Landschaften hineingesetzt. Diese Bilder sind mehr als eine Ergänzung des Textes. „So werden wir auch Zeugen einer zweiten Schöpfung, ohne dass sich zwischen Bild und Text etwas doppeln würde, denn Moyaert und Erlbruch bilden eine ausgesprochen glückliche Symbiose.“

Andrea Velthaus-Zimny

Quelle: Religionsunterricht heute. Informationen des Dezernates Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat Mainz 38 (2009), Heft 3, S. 17.