Hans Schmid
Unterrichtsvorbereitung – eine Kunst
Ein Leitfaden für den Religionsunterricht
München: Kösel Verlag 2008
160 Seiten
ISBN 978-3-466-36793-1
Das neue Buch von Hans Schmid knüpft an an sein 1997 erschienenes Buch „Die Kunst des Unterrichtens“. Damals legte er einen Leitfaden für den Religionsunterricht vor. Nun steht die Unterrichtsvorbereitung im Mittelpunkt seiner Überlegungen, in die die Erfahrung vieler Jahre der Ausbildung von Religionslehrkräften geflossen ist. Originell ist der Ansatz der Unterrichtsvorbereitung analog dem Entwurf eines Drehbuchs für einen Film.
Er bietet an, die Kunst der Unterrichtsvorbereitung entsprechend dem dramaturgischen Vorgehen von Federico Fellini zu erlernen: „Unterrichten ist wie eine Reise. Sie kann nach einem Programm geplant werden, aber die Lernorte selbst entdeckt man erst während der Fahrt“. Damit umschreibt Schmid das Konzept seines Buches. Weg vom Zweckrationalismus der Lernzielorientierung, hin zu einem prozesshaften Auseinandersetzen mit dem Lerngegenstand. Schmid wirbt für ein dynamisches Verhältnis einer oszillierenden Wechselwirkung zwischen Was und Wie (S. 13): Der Lehrplan beschreibt das Was des Unterrichts, das sich noch selbst verborgen ist. Die Ziele, Inhalte Themen des Lehrplans bilden den Horizont des Lernens. Es braucht das Wie der unterrichtlichen Möglichkeiten und Ausdrucksweisen, um sich als Lernen zu finden (S. 16). Das Was des Unterrichts entfaltet das Wie der sich daraus ergebenden Handlungsmöglichkeiten. Was die Reise vom Lehrplan zum Unterricht, das Felliniprinzip, konkret bedeutet, erläutert Schmid in 5 Schritten: 1. Erschließung und Reflexion des Lehrplans: Der Lehrplan als Suchhorizont, 2. Suchen, Sammeln, Sichten und Auswahl der Lerngegenstände und Unterrichtsarrangements, 3. Didaktische Aufbereitung des Lerngegenstandes: Das Hervortreten des Hauptmediums, 4. Die Dramaturgie des Unterrichts, 5. Der Verlaufsplan. Jede dieser Stationen der Unterrichtsvorbereitung benötigt eine eigene Handlungslogik für den Unterrichtsprozess (S. 21), die Schmid konkret und bildhaft vor den Augen des Lesers entwirft. Behutsam nimmt Schmid den Leser mit auf die Reise in die Tiefenschichten des Lerngegenstandes, der erst dort seine Lernpotenziale entfaltet. Ihm geht es um das Verweilen am Lerngegenstand, das Entdecken des Hauptmediums, ein Text, ein Bild. Nicht Vieles und das Viele oberflächlich, sondern „Weniges“ und das „Wenige“ in vertiefter Weise. In der Schule lernen die Schülerinnen und Schüler vor allem deshalb so wenig, weil sie zu viel lernen (S. 51). Für Schmid sind Medien keine Mittel, sondern Mittler, die uns vielfältige Zugänge zu Wirklichkeiten ermöglichen, ja, diese Wirklichkeiten im Religionsunterricht zum Leben erwecken (S. 18). Hauptmedien sind elementare Türen, über die wir in das Haus des Themas gelangen. Eine verlangsamte Didaktik des Verweilens (S. 52 f) ermöglichst erst die Tiefenschichten einer Geschichte oder eines Bildes zu entdecken. Er zeigt dies am Beispiel der Christophoruslegende. Damit dies im Unterrichtsprozess gelingen kann entfaltet Schmid Aspekte der Dramaturgie des Unterrichts, die für den Unterrichtsaufbau weitreichende Bedeutung haben: Die Bedeutung des Hauptmediums und die Kraft des Anfangs, der Unterschied zwischen dramaturgischer Platzierung und Motivation sowie die nötige Balance komplementärer Lernformen (S. 113). Dieses für eine gute Planung und Vorbereitung hervorragende Buch ist lesenswert und hilfreich für die Praxis, eine rundum gute Regieanweisung für die Reise Religionsunterricht.
Michael Hofmann
RU-Kurier. Handreichungen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer in der Diözese Würzburg 2008, Heft 33, S. 42.