Nützlichkeit als Ziel von Religion?

Buchvorstellung - 22.01.2010

Robert Spaemann
Das unsterbliche Gerücht
Die Frage nach Gott und die Täuschung der Moderne

Stuttgart: Verlag Klett-Cotta 2. Aufl. 2007
254 Seiten
ISBN 978-3-608-94452-5

Robert Spaemann, dessen Werke über die Ideengeschichte der Neuzeit, über Naturphilosophie, Anthropologie, Ethik und politische Philosophie in 14 Sprachen übersetzt worden sind, legt in dem Buch „Das unsterbliche Gerücht“ eine Textsammlung vor, die von außen und von innen das Christentum betrachtet. Der habilitierte Philosoph und Pädagoge kommentiert seit Jahren mit nicht geringem feuilletonistischem Echo die geistige Situation der Kirche.

Dies könnte der gute Grund für den Klett-Cotta Verlag gewesen sein, eine Reihe religionsbezogener Schriften Robert Spaemanns zusammenzustellen. In einem handlichen Buch lässt sich nun nachschlagen, was der Autor über die Jahre 1986-1995 in verschiedenen Aufsatzsammlungen zur Frage nach Gott publiziert hat. Hinzugefügt wurde ein Artikel für die Frankfurter Allgemeine Zeitung zu „Deszendenz und Intelligent Design“ aus dem Jahr 2006 und ein Gespräch der Herder Korrespondenz mit Robert Spaemann von 1998. Wem Robert Spaemann unbekannt ist, sollte mit diesem Interview beginnen und sich auf kurzweilige Art und Weise mit Spaemanns Positionen bekannt machen. Hier dokumentiert sich Spaemanns Ringen mit einer Kirche, die Zeitgenossenschaft teils mit Anpassung verwechselt.

Während das Interview den christlichen Leser im Allgemeinen im Blick hat, wenden sich die Aufsätze an ein Fachpublikum. Ihr religionsphilosophischer, bisweilen theologischer Duktus erörtert das Christliche auf der Grundlage des offenstehenden rationalen Diskurses, und es ist dieser Anspruch, der das Buch zu einer Empfehlung für Religionslehrende macht. Wenn Spaemann glaubt, „dass – entgegen dem großem Pascal – der Gott der Philosophen kein anderer ist als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ (10), dann ist er einer der Autoren für Religionslehrer und -lehrerinnen, d.h. für diejenigen, denen es sowohl auf die Denkbarkeit als auch die Eindeutigkeit von Referenz ankommen muss.

Insgesamt gesehen bieten die Texte des Buches „Das unsterbliche Gerücht“ Argumentationen für die Überzeugung an, dass und warum Nützlichkeit nicht das letzte Ziel von Religion sein kann. In vielleicht eindrücklichster Weise geschieht dies im letzten Artikel des Bandes, in dem Spaemann den religionsphilosophischen Duktus der Mehrzahl seiner hier gesammelten Aufsätze am weitesten hinter sich lässt, während er sich über „Die christliche Sicht des Leidens“ (212- 224) äußert.

Dewi Maria Suharjanto

Quelle: Eulenfisch. Limburger Magazin für Religion und Bildung 1 (2008), Heft 1, S. 68.