Arbeitsbuch zur Apostelgeschichte

Buchvorstellung - 05.07.2009

Apostelgeschichte
Lese- und Arbeitsbuch zur Bibel
Reihe „entdecken“, hg. vom Katholischen Bibelwerk, Stuttgart

Stuttgart: Verlag Katholisches Bibelwerk 2004
144 Seiten
ISBN 3-460-20053-7

Mit diesem von 11 größtenteils jüngeren Theologinnen und Theologen verfassten Buch will das Bibelwerk das längste Buch des Neuen Testaments in leicht verständlicher Form interessierten Lesern nahe bringen. Die Franzosen nennen das „haute vulgarisation“.

In kleinen Häppchen wird jeweils ein Aspekt des zweiten Geschichtswerks des Lukas behandelt, nicht unbedingt der Abfolge der Kapitel der Apg folgend. Als Absicht bei der Abfassung kann dreierlei festgestellt werden: Erstens überhaupt Geschmack an der Lektüre zu wecken, zweitens, Lösungen für die heiß diskutierte Stellung der Frau in der Kirche vorzuschlagen und drittens für die Wiedereinführung demokratischer Entscheidungsprozesse in der Kirche einzutreten.

Die elf Beiträge behandeln: Einleitungsfragen, die Ouvertüre mit der Himmelfahrt Jesu, das Pfingstereignis, die „idealisierte“ Urgemeinde in Jerusalem, demokratische Konfliktlösung auf dem Apostelkonvent, der richtigerweise Gemeinde-Versammlung von Jerusalem heißen müsste (63), die Taufe des Äthiopiers (Apg 8) und die Taufe des römischen Hauptmanns (Apg 10-11) als zwei „entscheidende Grenzüberschreitungen“, Frauen in der Apg, nicht nur Tabita und Lydia, drei missionarische Predigten des Paulus, der Aufruhr der Silberschmiede (Apg 19), und die Missionspraktiken des Paulus auf seinen Reisen. Den Abschluss bildet ein fiktiver Brief an Lukas. Hinzukommen jeweils Vorschläge für die Bibelarbeit in Gemeinden oder Gruppen.

Einige wichtige Klarstellungen erfolgen gleich zu Anfang: Es handelt sich um die Fortsetzung der „Lehre über Jesus Christus, den Herrn“ (Apg 1,1 und 28,31), der als erhöhter gegenwärtig ist und durch den Heiligen Geist, „die Hauptperson“ (9.72.131), in der Welt handelt. In Apg 1,8 wird das „Programm“ der Apg von diesem Herrn selbst an- und aufgegeben: Zeugen sein in Jerusalem, Judäa und Samarien, bis ans Ende der Welt (9.33.57.70.72.77.128). Die im Stil sehr unterschiedlichen Beiträge sind auch unterschiedlich überzeugend. So ist der Weg des Evangeliums zu den Heiden in Kap. 6-15 (Ralph Neubert) und die Lösung des Konflikts über die Freiheit des Evangeliums vom Gesetz in Kap. 15 sehr übersichtlich beschrieben als Werk der ganzen Gemeinde und des Heiligen Geistes (56-64), vorbereitet durch die Petrusvision (82-86, Franz Josef Ortkemper). Das Kapitel über Frauen in Leitungspositionen der Kirche (Sabine Biberstein) ist gut belegt (90-97), und die erzählende Darstellung des Aufstands der Silberschmiede in Ephesus (Helga Kaiser) ist ein Kabinettstück von Wiedergabe eines biblischen Berichts in mitreißender heutiger Sprache, mit Hintergrund und Ausblick auf 2004 (114-121).

In anderen Beiträgen erregt gerade die Sprache Anstoß: „Unvermittelt taucht Maria wieder auf, war sie doch in der Passionsgeschichte (bei Lukas) nicht mit von der Partie“ (26, Andreas Leinhäupl-Wilke). Ganz allgemein muss man feststellen, dass in den ersten Beiträgen eine Sprache gesprochen wird, die – im Gegensatz zu dem, was Ortkemper, der Direktor des Bibelwerks, im Vorwort über die „historische Zuverlässigkeit“ der Apg sagt – zu sicher hinsichtlich dessen ist, was alles auf die schriftstellerische Begabung des Lukas zurückgeht.

Heinz-Jürgen Vogels

Quelle: Informationen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer Bistum Limburg 35 (2006), Heft 3, S. 132.