Texterschließung im Religionsunterricht

Buchvorstellung - 11.06.2009

Gerhard Röckel/ Georg Bubolz
Texte erschließen
Grundlagen – Methoden – Beispiele für den Deutsch- und Religionsunterricht

Düsseldorf: Patmos Verlag 2006
309 Seiten
ISBN 3-491-78493-X

Der plötzliche Tod von Gerhard Röckel (2003) verhinderte die Drucklegung des Manuskriptes mit seinen „weitestgehend fertiggestellten Teilen“, die Georg Bubolz „nur marginal einer Bearbeitung unterzogen“ hat (11), um dieses höchst anregende und nutzvolle Lehrbuch endlich dem gedachten Adressatenkreis vorlegen zu können.

Weit ausholend wendet sich Röckel an alle „Leser, die in Studium und Beruf mit Texten umgehen müssen – sei es als Lehrende oder als Lernende“, insbesondere also schulische Lehrkräfte, die vor der Aufgabe stehen, „Schülerinnen und Schüler so in die Theorie und Praxis einzuführen, dass sie selber Texte unterschiedlichster ‚Sorte’ sachgemäß erschließen und bearbeiten können“ (12).


Das hierfür benötigte literatur- und sprachwissenschaftliche Basiswissen vermitteln die ersten beiden Teile des Buches: Kap. 1 klärt über die „Theorie der Texte und ihres Verstehens“ auf, während Kap. 2 die Methoden der Literaturwissenschaft kundig referiert. Im dritten Teil skizziert er ein idealtypisches Modell der Texterschließung in sechs Schritten. Den breitesten Raum nimmt erfreulich der „Praxisteil“ in Kap. 4 ein: In zwölf Abschnitten wird nun das zuvor genannte hermeneutische Modell der Texterschließung angewandt auf die Arbeit mit Sachtexten, problemerörternden, appellativen, dramatischen, erzählenden und anderen Texten. Und dies geschieht vielfach mit Beispielen, die thematisch im Religionsunterricht beheimatet sind, obwohl es sogar einen eigenen Abschnitt über die Auslegung biblischer Texte gibt, wo es nochmals spezifisch um Wundererzählungen, Gleichnisse und Psalmen geht. Konkrete Beispiele aus der Unterrichtspraxis, zusammenfassende Übersichten, Tabellen und Skizzen machen die Darlegung des umfangreichen Stoffes zu einer recht informativen und lehrreichen Lektüre, bei der sich Sachkompetenz und Verständlichkeit angenehm verbinden. Den Schluss bildet eine Art Grundkurs über Lern- und Arbeitstechniken, von dem vor allem Oberstufenschüler und Studenten profitieren können.
Wer also über das Erschließen von Texten eine profunde und praxistaugliche Anleitung sucht, hält mit diesem Buch vielleicht das beste Werkzeug in Händen, das derzeit vorliegt

Reiner Jungnitsch

Quelle: Informationen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer Bistum Limburg 35 (2006), Heft 4, S.207f.